Muharram und das islamische Neujahr
05. Temmuz 2024
Verehrte Muslime!
Unsere Hutbe befasst sich mit dem Monat Muharram und dem islamischen Neujahr nach der Hidschra. Am Sonntag, den 7. Juli, begehen wir den 1. Muharram nach dem Hidschra-Kalender und damit auch das islamische Neujahr.
Mit der Hidschra, der Auswanderung unseres Propheten (s.a.w.) und der Muslime nach Medina, wurde eine neue Seite in der Weltgeschichte aufgeschlagen. Der Islam, der den Lauf der Weltgeschichte verändern sollte, fand mit der Hidschra eine neue Heimat und Medina al-Munawwara wurde zu einem Zentrum, das das Weltgeschehen beeinflusste. Diese Auswanderung, die Hidschra, gab auch dem islamischen Kalender seinen Namen.
Die Tatsache, dass sich der Hidschra-Kalender nach dem Mond richtet und nicht wie andere Kalender nach der Sonne, macht ihn für religiöse Zwecke viel geeigneter und gerechter. So ist zum Beispiel das Fasten nicht auf einen bestimmten Monat des Sonnenkalenders festgelegt, was dazu führt, dass das Fasten im Vergleich dazu jedes Jahr elf Tage früher beginnt. Angesichts der Sommer- und Winterzeiten, die die Muslime in den verschiedenen geographischen Regionen der Welt zu unterschiedlichen Zeiten erleben, ist dies eine gerechte Sache. Die Wanderung der gesegneten Tage und Nächte durch alle Jahreszeiten trägt so zum Segen aller Zeiten bei.
Liebe Muslime!
Ein neues Jahr bedeutet einen Neuanfang und neue Begeisterung. Es ist eine gute Geste, wenn sich alle Muslime gegenseitig zum neuen Jahr gratulieren. Das islamische Neujahr ist zugleich der Beginn unseres Ibādāt-Kalenders. Deshalb sollten wir im Muharram mit frischem Enthusiasmus an unsere Gottesdienste und spirituellen Aufgaben herangehen.
Der Muslim ist ein bewusster Mensch. Er sollte diese Tage nicht mit materiellen Werten messen und in ihnen keine Entscheidungen nach egoistischen Gefühlen treffen. Vielmehr sollte er das Jahr damit abschließen, seine vergangenen Sünden und seine Unachtsamkeiten zu bereuen und um Vergebung zu bitten. Er sollte das neue Jahr mit Ibādāt beginnen und hoffen, dass Allah Ta’ālā es zu einem Jahr des Guten macht. Denn niemand weiß, was das neue Jahr bringen wird.
Verehrte Muslime!
Der Muharram ist einer der vier aschhuru hurum, also einer der vier heiligen Monate. Die Bezeichnung dieser Monate als harām (heilig) rührt daher, dass in ihnen die Belohnung für gute Taten sehr hoch ist, aber auch die Strafe für Sünden sehr hoch. Selbst die Araber der Dschāhiliyya ehrten diese Monate so sehr, dass sie, wenn sie dem Mörder ihres Vaters begegneten, ihn in Ruhe ließen. (Vgl. Tafsir ar-Razi, Sure 9:36)
Allah Ta’ālā sagt im edlen Koran: „Wahrlich, die Anzahl der Monate bei Allah beträgt in der Schrift Allahs zwölf Monate (seit) dem Tag, an dem er die Himmel und die Erde erschuf. Vier von ihnen sind heilig (harām). Dies ist die rechte Religion. So begeht in ihnen kein Unrecht gegen euch selbst.” (Sure at-Tawba, 9:36)
In diesen Monaten kein Unrecht gegen sich selbst zu begehen, bedeutet, die Heiligkeit dieser Monate nicht zu verletzen, in ihnen nichts Verbotenes zu tun und die eigenen Ibādāt nicht zu vernachlässigen. (Vgl. Tafsir al-Alusi, Kommentar Sure 9:36)
Unser Prophet (s.a.w.) wies mit folgendem Hadith Scharīf auf die Bedeutung der Ibādāt in diesem Monat hin: „Das vorzüglichste Fasten nach dem Ramadan ist (das Fasten) im Monat Allahs Muharram.” (Muslim, 1163)
Es wird empfohlen, die ersten zehn Tage des Muharram zu fasten und das Fasten am Aschura-Tag mit dem Aschura-Gericht zu brechen. Wer diese zehn Tage nicht einhalten kann, sollte zumindest am 8., 9. und 10. Tag fasten.
Der 10. Muharram ist der Aschura-Tag, ein wichtiger Tag, an dem viele große Ereignisse stattgefunden haben. Es wird auch Schahr al-anbiyā, „Monat der Propheten”, genannt, da viele Ereignisse mit ihnen in Verbindung stehen. (Ruh al-Bayan,Bd. 3, S .423)
Lasst uns schon jetzt auf den Aschura-Tag vorbereiten, um von seinem Segen und seiner Fülle zu profitieren. Wir gratulieren euch allen zum neuen Hidschrajahr und wünschen euch alles erdenklich Gute. Möge Allah Ta’ālā im neuen Jahr allen Muslimen dauerhaft Gutes, Segen, und Überfluss schenken.