Hutbe zum Ramadanfest

21. Nisan 2023

01. Schawwal 1444

Verehrte Muslime!

Heute ist der Tag, an dem wir Allah, unseren Herrn, lobpreisen, dafür, dass er uns den Ramadan Scherif vollenden ließ und wir das Ramadanfest erleben dürfen. Iman, Islam und Ibadat sind großartige Gaben, die mit keinem der anderen materiellen Gaben verglichen werden können.

Welch ein Glück, dass wir im Monat Ramadan uns mit all unseren Kräften bemüht haben, unsere Seelen mit Ibadat zu läutern.   Nun werden wir das Festgebet verrichten und unsere Dankbarkeit erweisen. Wir werden mit Leib uns Seele feiern. Denn Allah Te’ala spricht in einem Ayet Folgendes: „Erfolgreich ist wahrlich derjenige, der sich läutert und des Namens seines Herrn gedenkt und sodann betet.” (Sure al-A’la, 87:14-15)

Unser Prophet (s.a.w.) sagte in einem seiner Hadis Scherifs: „Für den Fastenden gibt es zwei Freuden. Wenn er sein Fasten bricht, freut er sich. Und wenn er seinen Herrn trifft, freut er sich über sein Fasten.” (Muslim, Siyam, 163 (1151))

Heute freuen wir uns darüber, dass wir einen Monat lang im Ramadan gefastet haben und nun unser Fasten brechen.

Feste sind dazu da, gemeinsam fröhlich zu feiern. Es entspricht weder der menschlichen Natur noch der Vernunft, froh zu sein, wenn Menschen um einen herum traurig sind. Es gibt einige Dinge, die wir tun müssen, um unsere Freude mit anderen zu teilen und sie an unserer Freude teilhaben zu lassen. Diese können wir wie folgt auflisten:

Wir sollten an den Festtagen die Silat ar-Rahim, die Verwandschaftsbeziehungen stärken und so zunächst unsere Familien und nahe Verwandte glücklich machen. Wenn möglich, sollten wir sie persönlich aufsuchen und kontaktieren, wenn nicht, sollten wir sie anrufen und ihre Herzen gewinnen und ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind.

Lasst uns die Armen, die Waisen, die einsamen Menschen und die Studierenden mit Spenden beglücken und ein Lächeln auf ihren Gesichtern erwirken.

Lasst uns jeden Muslim mit einem lächelnden Gesicht und in Aufrichtigkeit begegnen und Menschen glücklich machen.

Lasst uns mit Gebeten und Spenden an unsere Verstorbenen, unsere Ältesten, Gelehrten und Glaubensgeschwistern gedenken, damit sie an der Freude dieses Festtags teilhaben können.

Erinnern wir uns daran, dass es für einen Muslim haram ist, länger als drei Tage sauer auf seinen Glaubensbruder oder Schwester zu sein und  versöhnen uns mit denen, mit denen wir uns zerstritten haben oder schlichten unter zerstrittenen Menschen.

Liebe Muslime!

Neben dem  Ramadan- und Opferfest haben gläubige Menschen noch andere Feste. Anas Ibn Malik rahmatullahi aleyh sagte: „Der Muslim hat fünf Festtage:

  1. Jeder Tag, der vergeht, ohne dass eine Sünde in seinem Buch der Taten registriert wird;
  2. Der Tag, an dem er die Welt im Iman, im Glauben, verlässt;
  3. Der Tag, an dem er die Sirat-Brücke überquert und von den Ängsten der Qiyamet befreit wird;
  4. Der Tag, an dem er in die Dschennet eintritt.
  5. Der Tag, an dem er in der Dschennet das Angesicht Allah Te’alas bestaunt.”

Verehrte Muslime!

Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass Festtage, nicht das Ende der Ibadat bedeutet, im Gegenteil, es ist ein Tag der Entschlossenheit, mit der gewonnenen Energie noch mehr Allah zu dienen. Im gegenwärtigen Monat Schewwal ist es eine Sunna von Rasulullah (s.a.w.) sechs Tage zu fasten. In einem Hadis Scherif heißt es dazu: „Wer im Ramadan fastet und darauf sechs Tage vom Schewwal folgen lässt, für den ist es so, als hätte er das ganze Jahr gefastet.” (Muslim, Siyam, 204 (1164)) Das Schewwal-Fasten darf erst nach dem ersten Festtag durchgeführt werden. Der erste Festtag gilt als ein Tag des Feierns und daher ist es haram, in ihm zu fasten.

Liebe Muslime!

Wir möchten allen Muslimen danken, die unsere Moschee während des Ramadan besucht, unsere Schüler und Studierenden mit ihrem Zekat, Sadaqa und Iftar-Spenden unterstützt und unserer Moschee ihre geistige und materielle Unterstützung nicht versagt haben. Bei dieser Gelegenheit gratulieren wir Ihnen allen zum Ramadanfest.

Freitagshutbe

Kontinuität bei den Ibadat

Verehrte Muslime!

Heute freuen wir uns, das Ramadanfest feiern zu können. Wir spüren auch ein gewisses Betrübnis, da wir uns von der spirituellen Atmosphäre, die wir ein Monat lang erlebt haben, entfernen. Wir sollten versuchen, diese spirituelle Atmosphäre, die wir ein Monat lang eingeatmet haben, mit der gewonnenen Energie und mit dem Nur (Licht) in unseren Herzen ohne Abstriche ein Jahr lang aufrechtzuerhalten. Der einzige Weg dabei besteht darin, unsere Ibadat mit der gleichen Sensibilität wie im Ramadan fortzusetzen.  Das ist der eigentliche Sinn der Schöfpung. Denn Allah Te’ala sagt: „Und ich habe die Dschinn und die Menschen nur erschaffen, damit sie Mir dienen.” (Sure az-Zariyat, 51:56)

Allah zu dienen ist nicht nur eine Angelegenheit, die nur dem Ramadan vorbehalten ist, sondern es ist eine Pflicht, die wir unser ganzes Leben lang erfüllen müssen.  Diese Tatsache wird in der Sure al-Hidschr, Ayet 99, folgendermaßen beschrieben: „Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit (der Tod) zu dir kommt.” (Sure al-Hidschr, 15:99) Ein Hadis, überliefert von unserer Mutter Hazret Aysche, zeigt, dass Kontinuität bei den Ibadat wesentlich ist. Darin heißt es: „Die Beliebteste der Taten bei Allah ist die kontinuierliche, auch wenn sie wenig ist.” Ibadat bedeutet dienen. Dienen beruht auf zwei Grundprinzipien: Allahs Gebote zu befolgen und Seine Verbote zu meiden. Das Vermeiden von Haram kommt vor dem Erfüllen der Gebote. Ein Weli, ein Gottesfreund, sagte sinngemäß: „Die Erretttung hängt von der Befolgung der Gebote Allahs und der Vermeidung Seiner Verbote ab. Der größte dieser beiden Gebote ist die zweite, die mit wera’ und taqwa (Frömmigkeit und Gottesfurcht) umschrieben wird. Die Überlegenheit des Menschen gegenüber den Engeln resultiert aus diesem (zweiten) Teil.”

Liebe Muslime!

Lasst uns daher zuerst über die von Allah Te’ala verbotenen Dinge sprechen, nämlich die Sünden. Die größte aller Sünden ist Schirk, das heißt jemand Allah beigesellen. Daher sollte sich ein jeder Gläubiger zuallererst Worte, Handlungen und Billigung vermeiden, die ihm der Gabe des Imans berauben. Denn Gottesdienst ohne Glauben ist sinnlos. Die Verspottung und Herabwürdigung von islamischen Heiligtümern wie dem Kur’an Kerim, die Ka’ba Muazzama, dem Gebet, dem Fasten usw. sowie Unterstützung der Verspotter schadet dem eigenen Iman. Die Leugnung auch nur eines einzigen Glaubensartikels kann zum Abfall vom Glauben führen. Alkohol, Glückspiel, Unzucht, Nachrede, Zinsgeschäft und Verzehr von Haram-Speisen gehören ebenfalls zu den Sünden, die das Herz verunreinigen und die Freude an den Ibadat verhindern.

Die Gebote zu erfüllen, ohne die Sünden zu meiden, ist wie ein Haus zu schmücken, das noch nicht vom Müll befreit wurde. Zuerst kommt die Reinigung von den Sünden und dann die Schmückung mit den Ibadat.

Was das Befolgen der göttlichen Gebote angeht, so steht das fünfmal tägliche Gebet an vorderster Stelle. Danach folgen Zekat, Fasten und Hadsch. Die religiösen Aufgaben außerhalb des Gebets sind einmal im Jahr oder einmal im Leben Pflicht, einige sogar nur für wohlhabende Menschen verpflichtend. Die Tatsache, dass das Gebet fünfmal am Tag Pflicht ist und keinen Unterschied zwischen Arm und Reich macht, ist auf seine Bedeutung zurückzuführen. So wie unser Köper jeden Tag eine bestimme Menge an Lebensmitteln braucht, bedarf auch unsere Seele geistiger Nahrung. Das fünfmal tägliche Gebet sorgt für diese geistige Nahrung.

Eine wekalet oder keffaret, also Vertretung oder Sühne, sind beim rituellen Gebet nicht erlaubt, während sie bei den anderen gottendienstlichen Handlungen zulässig sind. Jeder Pflichtige ist gehalten, das rituelle Gebet persönlich zu verrichten.

Liebe Muslime!

Allah Te’ala braucht unseren Gottesdienst nicht. Der Allmächtige sagt hierzu: „Denn Allah bedarf der Welten fürwahr nicht.” (Sure al-Ankabut, 29:6) Das heißt, Er braucht nichts von den Welten und ist auf ihren Dienst nicht angewiesen. Wir brauchen den Iman und die Ibadat, um die Prüfung zu bestehen und in die Dschennet einzugehen. Der folgende Ayet bringt dies deutlich zum Ausdruck: „(Er), Der den Tod und das Leben erschaffen hat, um euch zu prüfen, wer von euch die besten Taten vollbringt.” (Sure al-Mulk, 67:2)