Gutes Tun

24. Kasım 2023

11. Dschumadal-Ula 1445

Verehrte Muslime!           

Güte ist eine menschliche und islamische Tugend, die niemals ihren Wert verliert, die Freundschaften stärkt, Feindseligkeiten in Freundschaft vewandelt und sogar wilde Tiere zähmt. Menschen, die Gutes tun, werden auch nach ihrem Tod voller Barmherzigkeit gedacht, während die Dornen, die das Böse aus der Saat des Hasses hervortreten lässt, selbst die härtesten Herzen verletzen. Es gehört sich für einen Muslim, immer Gutes zu denken und Gutes zu tun. Diesbezüglich gebietet uns Allah, der Wahrhaftige, Folgendes: „Wahrlich, Allah gebietet Gerechtigkeit, Gutes zu tun, den Verwandten zu geben. Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Ungerichtigkeit. Er ermahnt euch, auf dass ihr bedenket möget.” (an-Nahl, 16:90)

Hazret Silistrevî (q.s.) gab seinen Schülern folgende fünf Ratschläge mit auf den Weg:

Tue am Tag mindestens einer Person etwas Gutes! Gewinne die Herzen! Denn der Weg in die Dschennet führt über die Eroberung der Herzen. Die Herzen zu erobern, bedeutet das Tor des Paradieses Firdaws zu öffnen. Dies ist der einfachste der fünf Punkte, aber auch der innigste. Ein Herz zu gewinnen, kommt dem Gebet zu vierzig Gebetszeiten gleich. Ein Herz zu brechen, führt dazu, dass der Verdienst des Gebets zu vierzig Gebetszeiten zugrunde gerichtet wird. Wenn ich morgens aufstehe, bete ich zu Allah: „O Allah! Gewähre mir die Gnade, heute einer Person etwas Gutes zu tun!” Wenn du aus dem Haus hinausgehst oder nach Hause kommst, grüße die erste Person, die dir begegnet. Es gehört sich nicht, es von ihr zu erwarten. Grüße du zuerst, dann wird auch sie dir erwidern. Die gebende Hand ist besser als die empfangende Hand. Das anbietende Herz ist besser als das empfangende Herz.”

Liebe Muslime! Menschen in Not die helfende Hand zu reichen, sich um die Bedürftigen und Einsamen zu kümmern, denen, die sich verirrt haben, zum rechten Weg zu verhelfen, all diese Dinge gehören zur Vielfalt der guten Taten. Zu den guten Taten gehört auch, freundlich zu den Menschen zu sein, freundlich zu reden, die Herzen zu gewinnen und jemanden liebend zu grüßen. Unser Prophet (s.a.w.) wies in einem Hadis Scherif auf diese Tatsache wie folgt hin: „Dein Lächeln gegenüber deinem (Glaubens)bruder ist eine Sadaqa (Spende)!” (Tirmizi, Birr, 36)

Beginnend mit den nahen Verwandten sollte man sich zum Ziel setzen, der ganzen Menschheit, Gutes zu tun. In der Ayet 23 der (17.) Sure al-Isra’ heißt es: „Und dein Herr hat bestimmt, dass ihr niemanden außer Ihm anbeten sollt und zu den Eltern gütig sein sollt. Wenn nur einer von ihnen oder beide bei dir das hohe Alter erreichen,  so sag nicht zu ihnen: „Pfui!” und schelte sie nicht, sondern sprich zu ihnen ehrerbietige Worte!”

Eine gute Tat sollte nur um Allahs willen gemacht werden, ohne eine materielle Gegenleistung zu erwarten. Sie sollte auch nicht dem Empfänger unter die Nase gehalten werden. Allah Te’ala spricht in der (2.) Sure al-Baqara, Ayet 262, wie folgt: „Diejenigen, die ihr Vermögen auf dem Weg Allahs ausgeben und dann das, was sie ausgegeben haben,  weder Vorhaltungen noch Beleidigungen folgen lassen,  haben ihren Lohn bei ihrem Herrn  und weder Furcht wird über sie kommen noch werden sie traurig sein.“

Es wäre zu optismistisch, für eine Wohltat, die man ständig unter die Nase hält, Belohnung zu erwarten. Denn in einem anderen Ayet heißt es: „O ihr, die ihr den Iman verinnerlicht habt! Macht nicht eure Spenden durch Vorhaltungen und Beleidigungen zunichte!” (al-Baqara, 2:262)

Ibn Zayd sagte: „Wenn es dir schwer fällt, die Person zu grüßen, der du um Allahs willen materiell geholfen hast, dann grüße sie nicht!” (al-Qurtubi, Tafsir al-Baqara, Ayet 262)

Ich möchte meine Hutbe mit einer vorbildlichen Verhaltensweise der Ashâb unseres Propheten beenden.

Eines Tages kam ein Beduine zu Hz. Umar und bat ihn um nötige Kleidung für seine kleinen Töchter und seine Frau. Hz. Umar fragte ihn: „Was passiert, wenn ich deiner Bitte nicht nachkommen kann?” Der Mann antwortete: „Ich ziehe von dannen. Aber im Jenseits wird man dich zur Rechenschaft ziehen.” Daraufhin weinte Hz. Umar, bis sein Bart nass wurde und sagte dann zu seinem Sklaven neben ihm: „Gib diesem Mann mein Hemd! Bei Allah, ich habe nichts anderes als das bei mir.”