Ta'dil ul-arkan - Die Säulen des Gebets mit Sorgfalt ausführen

06. Ekim 2023

21. Rabi ul-Awwal 1445

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Einhaltung des ta’dil ul-arkan, also um die korrekte und sorgfältige Ausführung der Säulen des rituellen Gebets.

Das rituelle Gebet ist zweifellos eine Ibadet, die wir aufgrund ihrer Bedeutung fünfmal täglich fehlerfrei in bester Art und Weise verrichten müssen. Die äußerlichen Voraussetzungen zum Verrichten des Gebets nennt man im Singular schart, also Bedingung, und die Pflichtbestandteile innerhalb des Gebets nennt man rukn, das heißt Säule. Die korrrekte und ordnungsgemäße Ausführung dieser Säulen mit Sorgfalt, bezeichnet man ta’dil ul-arkan.

Der Begriff ta’dil ul-arkan setzt sich zusammen aus den Wörtern ta’dil, das wörtlich „gerade richten, in Ordnung bringen, verbessern" heißt, und dem Plural von rukn, das „wesentliches Element, Stütze, Grundlage" bedeutet. In der Fiqh-Terminologie bezieht sie sich auf die korrekte und sorgfältige Ausführung der Säulen (rukn) des rituellen Gebets wie Qiyam (Stehen), Ruku (Verbeugung) und Sedschde (Niederwerfung) in Ruhe und ohne Eile walten zu lassen.

Daher sollte jeder das Gebet so verrichten, dass die einzelnen Säulen voneinander unterschieden werden können. Zum Beispiel sollte der Körper nach dem Aufrichten vom Ruku zum Qiyam aufrecht sein und zur Ruhe kommen. Dabei sollte man so lange verweilen, bis man mindestens einmal „Subhanellah” sagen könnte. Erst danach sollte man die Sedschde vollziehen. Auch zwischen den beiden Sedschdes sollte man so lange sitzen bleiben, bis der genannte Tesbih gesprochen werden könnte. Denn   es besteht die Gefahr, dass ein Gebet ohne ta’dil ul-arkan nicht angenommen wird. Gemäß Imam Ebu Yusuf ist die korrekte Ausführung der Säulen des rituellen Gebets selbst eine Säule und daher  auch Fard. Gemäß Imam Azam und Imam Muhammed ist sie jedoch wadschib, das heißt notwendig.

Gemäß den Gelehrten, die ta’dil ul-arkan als Fard erachten, führt dessen Vernachlässigung zur Ungültigkeit des Gebets. Daher muss das Gebet unter Einhaltung des ta’dil ul-arkan wiederholt werden.

Gemäß den Gelehrten, die es für eine Wadschib-Verpflichtung erachten, zieht dessen unabsichtliche Vernachlässigung eine Sedschde des Versehens nach sich. Die absichtliche Unterlassung jedoch führt zur Ungültigkeit des Gebets. Daher muss das Gebet nachgeholt werden. Außerdem sollte man Allah Te’ala um Vergebung bitten.

Ein rituelles Gebet, das nach den Regeln des ta’dil ul-arkan verrichtet wird, trägt zum huschu’  und Heil des Betenden bei. Huschu’ bedeutet Demut, Ehrfucht, Bescheidenheit.  Allah, der Allmächtige, sagt: „Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihrem Gebet demütig (haschi’un) sind.” (Sure al-Mu’minun, 23:1-2)

Ein Gebet ohne Einhaltung des ta’dil ul-arkan entbindet den Betenden nicht von der Verantwortung. Einst sagte unser Prophet (s.a.w.): „Der Schlimmste unter den Menschen in Bezug auf Diebstahl ist derjenige, der von seinem rituellen Gebet stiehlt.” (Die ehrenvollen Sahaba) sagten: „O Rasulallah, wie kann jemand von seinem Gebet stehlen?” Daraufhin antwortete er: „Indem er seinen Ruku und seine Sedsche nicht vollständig ausführt.” (Ahmed b. Hanbel, Musnad, 22642)

In einem von Ebu Hureyre überlieferten Hadis Scherif wird diese Tatsache ausführlich erklärt. Ein Mann kam nach Beendigung seines Gebets in der Moschee zum Propheten (s.a.w.) und grüßte ihn. Unser Prophet forderte ihn auf, sein Gebet zu wiederholen. Als dieser Vorfall sich dreimal nacheinader wiederholte, sagte der Mann: „Bei dem, der dich mit Wahrheit gesandt hat, ich kann es nicht besser. Lehre mich! Daraufhin sagte der Prophet (s.a.w.): „Wenn du zum Gebet aufstehst, so sprich den Tekbir, rezitiere aus dem Kur’an, was dir leicht fällt. Danach gehe in die Ruku-Stellung bis (dein Körper) in Ruku zur Ruhe kommt. Dann erhebe dich (und verweile) bis (dein Körper) im Stehen zur Ruhe kommt. Danach gehe in die Sedschde (und verweile) bis (dein Körper) in Sedschde zur Ruhe kommt. Dann richte dich auf (und verweile) im Sitzen bis (dein Körper) zur Ruhe kommt. Dann gehe in die Sedschde bis (dein Körper) in Sedschde zur Ruhe kommt. So vollziehe das Gleiche während deines gesamten Gebets.” (Buchari, Ezan, 95/757)

Liebe Muslime!

Wenn es um weltliche Angelegenheiten geht, sind manche in dieser vergänglichen Welt, die wir redensartlich als Drei-Tage-Welt bezeichnen, sehr pedantisch. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie diese Ibadet, die uns das ewige Paradies verspricht, beschwichtigen, als durch Nachlässigkeit und tiefe Unwissenheit?