Die Bedeutung des rituellen Gebets

19. Eylül 2025

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung des rituellen Gebets, das als salā oder auch namaz bezeichnet wird.

Der Sinn der Schöpfung ist es, Allah zu dienen. Dabei stehen die obligatorischen gottesdienst-lichen Handlungen an erster Stelle. Das rituelle Gebet bildet den Höhepunkt dieser Pflichten.

Während der Hadsch einmal im Leben und die Zakat einmal im Jahr nur für wohlhabende Muslime verpflichtend sind, ist das rituelle Gebet für jeden fünfmal täglich Pflicht - unabhängig von Armut oder Reichtum. Dies zeigt den hohen Stellenwert des rituellen Gebets.

Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die dessen Bedeutung unterstreichen. So ist es zum Beispiel erlaubt, dass ein Muslim, der aus berechtigten Gründen nicht zum Hadsch fahren kann, einen Stellvertreter schickt. Ebenso können Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters nicht fasten können, für die Tage, an denen sie nicht fasten, Fidya, also eine Ersatzleistung, zahlen. Für das rituelle Gebet sind jedoch weder Stellvertretung noch Ersatzleistung möglich.

Unser Prophet (s.a.w.) hat die Bedeutung des rituellen Gebets in der Religion sehr prägnant wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Das rituelle Gebet ist die Säule der Religion. Wer es ordnungsgemäß verrichtet, hält die Religion aufrecht. Wer es zerstört, (indem er es nicht verrichtet), der zerstört die Religion.” (Vgl. al-Bayhaqī, Schu’ab ul-Iman, Hadisnr. 2550)

Liebe Muslime!

Wenn das Gebet aufrichtig und unter Einhaltung seiner Vorschriften verrichtet wird, hält es den Menschen von Schlechtigkeiten fern. Dies wird in dem Ayat, den ich zu Beginn meiner Hutbe vorgelesen habe, folgendermaßen erklärt: „Verlies, was dir vom Buch offenbart wurde, und verrichte das Gebet. Wahrlich, das Gebet hält vom Schändlichen und Verwerflichen ab. Und das Gedenken Allahs ist wahrlich am größten. Und Allah weiß, was ihr tut.” (al-Ankabut, 29:45)

Denn wer bewusst betet, bekundet fünfmal am Tag seine Verbundenheit zu Allah Taʿālā, erweist Ihm seine Ehrerbietung und legt Rechenschaft ab.

Das rituelle Gebet ist nach dem Iman die tugendhafteste Ibāda, da es die Zusammenfassung aller gottesdienstlichen Handlungen darstellt. Es umfasst materielle Ibādāt wie die Zakat, da für die Bedeckung des Schambereichs Kleidung gekauft wird. Es umfasst den Hadsch, da beim rituellen Gebet die Zuwendung zur Kaaba Pflicht ist. Es ähnelt dem Iʿtikāf, da man sich innerhalb des rituellen Gebets an einer Stelle aufhalten muss. Die Absicht zum Gebet erfordert Ichlas, also Aufrichtigkeit. Es gleicht dem Fasten, denn mit dem Iftitāh-Takbir ist dem Betenden ab diesem Zeitpunkt  alles Erlaubte verboten. Es umfasst auch körperliche Ibādāt durch Qiyām, Qirā’a, Rukū und Sadschda, da dabei die Gliedmaßen zum Einsatz kommen. Schließlich gibt es die Belohnung des Dschihads, wenn man sich bemüht, teuflische und egoistische Einflüsterungen und Gedanken abzuwehren, die einem während des Gebets in den Sinn kommen. (Abdullatīf, Madschālis al-anwār, Huschūʿ)

Verehrte Muslime!

Das Gebet ist das beste Mittel, um unser Herz zu reinigen, das wir jeden Tag bewusst oder unbewusst im Sumpf der Sünden beschmutzen.

Unser Prophet (s.a.w) erklärte dies im folgenden Hadith Scharīf: „Stellt euch vor, wenn vor der Tür eines von euch ein Fluss wäre, in dem er sich fünfmal am Tag waschen würde, würde dann noch etwas von seinem Schmutz zurückbleiben?” Die Gefährten sagten: „Nein, nichts von seinem Schmutz würde zurückbleiben.” Der Prophet sagte: „Genauso ist es mit dem fünfmal täglichen Gebeten. Allah Taʿālā tilgt durch sie die Verfehlungen.” (Muslim, Masādschid, 1071)

Nicht vergessen! Die Größe der Segnungen steht in engem Verhältnis zu den Pflichten. Ebenso groß ist die Schuld, wenn man diese wichtigen Ibādāt vernachlässigt. Daher sagte unser Prophet (s.a.w.) in einem Hadith Scharīf:

„Die erste (Angelegenheit), über die der Diener am Tag der Auferstehung zur Rechenschaft gezogen wird, ist das rituelle Gebet. Wenn es in Ordnung ist, wird auch der Rest seiner Taten in Ordnung sein. Wenn es schlecht ist, wird auch der Rest seiner Taten schlecht sein.” (As-Suyūtī, al-Dschāmi as-saghīr, 2818)

Das ist eine Tatsache. Lohnt es sich also überhaupt, unser Leben im Jenseits zu riskieren, indem wir das rituelle Gebet unserer Unachtsamkeit opfern?