Das Opfer (Kurban)
07. Haziran 2024
Verehrte Muslime!
In unserer heutigen Hutbe geht es um den Kurban, das Opfer im Islam, auch Udhiyya genannt. Kurban bedeutet wörtlich die Nähe Alllah Ta’alas zu suchen. In der Fiqh-Terminologie bezeichnet es ein bestimmtes Tier, das mit der Absicht der geistigen Annäherung an Allah Ta’ala geopfert wird.
Jeder Muslim, Mann oder Frau, der frei, sesshaft und wohlhabend ist, ist verpflichtet (wādschib alayh), am Opferfest ein Tier zu schlachten. Als wohlhabend gilt, wenn das Vermögen einer Person die Erhebungsgrenze (nisāb) erreicht hat.
Wenn eine Person, die es sich leisten kann, am Opferfest zu opfern, kein Opfer darbringt und danach verarmt, so verfällt ihre Opferpflicht nicht.
Nach der Überlieferung des Imam Hasan von Imam Abu Hanifa ist ein freier, ansässiger, wohlhabender Muslim oder Muslima verpflichtet, an den Tagen des Opferfestes für sich und seine minderjährigen Kinder zu opfern. (Vgl. al-Dschawhara an-nayyira, Kitab al-Udhiyya)
In den islamischen Quellen wird das Tier, das in der Absicht einer gottesdienstlichen Handlung geschlachtet wird, als Udhiyya (Opfertier) und das Tier, das zum Verzehr des Fleisches geschlachtet wird, als Zabīha (Schlachttier) bezeichnet.
Neben dem Kurban zum Opferfest gibt es weitere Opfer wie Adaq (Gelübdeopfer), Kaffāra (Sühneopfer), Aqīqa-Opfer für das Neugeborene und Nāfila-Opfer, in der Absicht Unheil abzuwenden oder belohnt zu werden.
Das Opfer ist eine materielle Ibāda und wird in der Sure al-Hadsch, 22:36-37 wie folgt erwähnt: „Und die Opferkamele haben Wir euch zu Kultzeichen Allahs gemacht. Für euch gibt es in ihnen Gutes. So sprecht den Namen Allahs über sie aus, wenn sie gereiht dastehen. Und wenn sie auf ihre Seite umfallen, dann esst von ihnen und speist den (nicht fragenden) Genügsamen und den (bittenden) Armen. So haben Wir sie euch dienstbar gemacht, auf dass ihr dankbar seid.
Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, aber es ist eure Ehrfurcht (Taqwa), die Ihn erreicht. So hat Er sie euch dienstbar gemacht, damit ihr Allah für das, dass er euch rechtgeleitet hat, hochpreist. Und verkünde frohe Botschaft denen, die Gutes tun.”
Die Kurban-Pflicht ist ein Zeichen der Aufopferung auf dem Weg der Wahrheit und der Dank für die Gaben Allah Ta’alas. Das Ergebnis ist, belohnt und vor manchem Unheil und Unglück bewahrt zu werden.
Leider gibt es Menschen, die diesem Ritual, das nur einmal im Jahr stattfindet und nur einen winzigen Teil aller weltweit geschlachteten Tiere ausmacht, intolerant gegenüberstehen, obwohl das Fleisch an Arme und Bedürftige verteilt wird. Dies rührt daher, dass sie aus der Grube der Unkenntnis, in die sie hineingefallen sind, nicht herauskommen wollen. Während andere Tiere zu kommerziellen und persönlichen Zwecken geschlachtet werden, wird der Kurban sowohl zu Gottesdienstzwecken als auch zu wohltätigen Zwecken geschlachtet.
Der Wert dieses Rituals wird um ein Vielfaches gesteigert, wenn das Opferfleisch an Arme, Waisen und bedürftige Studierende der islamische Lehre gespendet und so zum Nutzen des Gemeinwohls beigetragen wird. Auf diese Weise werden wir auch dem eigentlichen Sinn des folgenden Ayets gerecht, der da lautet: „Und helft einander in Rechtschaffenheit und in Ehrfurcht (Taqwa).” (al-Maida, 5:2)
Unser geliebter Prophet (s.a.w.) sagte in einem Hadith Scharīf: „Der Sohn Adams vollbringt am Opferfest keine Tat, die Allah lieber ist, als das Opfern. Das Opfertier wird zweifellos am Tag der Auferstehung (Qiyāma) mit seinen Hörnern, Haaren, Hufen und Klauen gebracht werden. Wahrlich, bevor das Blut des Opfertieres auf die Erde fällt, fällt es an einen Ort bei Allah (und wird so angenommen). So wählt eure Opfertiere aus den Besten.” (Tirmizi, Adahi, 3)
In einem anderen Hadith Scharīf heißt es: „Wer es sich leisten kann und nicht opfert, der soll sich unserer Gebetsstätte nicht nähern!” (Ahmad b. Hanbal, 8273; Ibn Madsche, Adahi, 2 (3123)
Hazrat Imam Azam Abu Hanifa entschied angesichts dieser warnenden Aussage unseres Propheten über diejenigen, die nicht opfern, dass der Kurban wādschib, also verpflichtend ist.