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Das rituelle Gebet (Salah, Namaz)

29. September 2023

14. Rabi ul-Awwal 1445

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung des rituellen Gebets, im Arabischen Salah und im Türkischen Namaz genannt.

Der Sinn der Schöpfung ist Allah zu dienen. Dabei stehen die Fard-Ibadat an erster Stelle. Den Höhepunkt dieser gottesdienstlichen Handlungen bildet Salah, das rituelle Gebet.

Während der Hadsch einmal im Leben und die Zekat einmal im Jahr beide nur für wohlhabende Muslime Pflicht sind, ist das rituelle Gebet fünfmal am Tag für jeden Muslim obligatorisch, unabhängig davon, ob er reich oder arm ist. Dies zeigt, welchen hohen Stellenwert das rituelle Gebet hat.

Darüber hinaus gibt es noch andere Aspekte, die die Bedeutung vom Salah hervorheben. Zum Beispiel: Für einen Muslim, der aus berechtigten Gründen nicht zur Hadsch fahren kann, ist es erlaubt, einen Stellvertreter zu schicken. Und für diejenigen, die aus Altersgründen nicht fasten können, ist es erlaubt, Fidya, also eine Ersatzleistung für die nicht gefasteten Tage zu bezahlen. Aber für das rituelle Gebet sind weder eine Stellvertretung noch Fidya zulässig.

Unser Prophet (s.a.w.) hat die Stellung des rituellen Gebets innerhalb der Religion sehr prägnant wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Das rituelle Gebet ist die Säule der Religion. Wer es ordnungsgemäß verrichtet, hält die Religion aufrecht. Wer es zerstört (indem er es nicht verrichtet), der zerstört die Religion.” Vgl. Bayhaqi, Schu’ab ul-Iman, Hadisnr. 2550

Liebe Muslime!

Das Gebet, das aufrichtig und unter Einhaltung seiner Bedingungen und Regeln  verrichtet wird, hält den Menschen vor Schlechtigkeiten fern. Dies wird in dem Ayet, den ich zu Beginn meiner Hutbe vorgelesen habe, folgendermaßen erklärt: „Verlies, was dir vom Buch offenbart wurde und verrichte ordnungsgemäß das rituelle Gebet. Gewiss, das rituelle Gebet hält vom Schändlichen und Verwerflichen ab. Und das Gedenken an Allah ist wahrlich das Höchste. Und Allah weiß, was ihr macht.” (al-Ankabut, 29:45)

Wer fünfmal am Tag bewusst betet, stärkt seine Bindung zu Allah Te’ala, erweist Ihm Ehrerbietung und legt Ihm Rechenschaft ab.

Das rituelle Gebet ist die Vorzüglichste unter den Ibadat direkt nach dem Iman. Denn es ist eine Zusammenfassung aller gottesdienstlichen Handlungen. Es schließt die materielle Ibadet wie die Zekat ein, da Ausgaben für Kleidung gemacht werden, um den rituellen Schambereich zu bedecken. Es schließt den Hadsch ein, denn die Hinwendung zur Ka’ba ist beim rituellen Gebet Pflicht. Es gleicht dem I’tikaf, denn während des rituellen Gebets bleibt man an einer Stelle. Die Bedingung der Niyya, der Absicht, erfordert Ichlas, also Aufrichtigkeit. Es gleicht dem Fasten, denn mit dem Iftitah-Takbir wird alles Erlaubte ab diesem Zeitpunkt  für den Betenden nicht mehr erlaubt. Es umfasst die körperlichen Ibadat wie Qiyam, Qira’a, Ruku und Sadschda, da die Gliedmaßen dabei beansprucht werden. Schließlich gibt es die Belohnung eines Dschihads, wenn man sich bemüht, die teuflischen und egoistischen Einflüsterungen und Gedanken, die während des Gebets in den Sinn kommen, abzuwehren.

Geschätzte Muslime!

Das rituelle Gebet ist das beste Mittel, um unsere Herzen zu reinigen, die im Sumpf der Sünden, in den wir jeden Tag bewusst oder unbewusst eintauchen, beschmutz werden.

Unser Prophet (s.a.w) erklärt diese Tatsache mit dem folgenden Hadis Scherif:

„Stellt euch vor, jemand von euch hätte vor seiner Tür einen Fluss, in dem er sich fünfmal täglich waschen würde; würde dann etwas von seinem Schmutz übrig bleiben?” Die Gefährten sagten: „Nein, nichts von seinem Schmutz würde dann zurückbleiben.” Der Prophet sagte: „Genauso ist es mit den fünfmal täglichen Gebeten. Allah Te’ala tilgt durch sie die Verfehlungen.” (Muslim, Mesadschid, 1071)

Vergisst nicht! Verantwortung steht im engen Verhältnis zur Größe der Segnungen. Die Schuld bei Vernachlässigung dieser großen Ibadet ist ebenfalls sehr groß. Daher sagte unser Prophet (s.a.w.) in einem Hadis Scherif:

„Die erste (Angelegenheit), über die der Diener am Tage des Qiyamet zur Rechenschaft gezogen wird, ist das rituelle Gebet. Wenn es in Ordnung ist, wird auch der Rest seiner Taten in Ordnung sein. Wenn es schlecht ist, wird auch der Rest seiner Taten schlecht sein.” (Suyuti,al-Dschami as-Sagir,2818)

Das ist eine Tatsache. Lohnt es sich denn überhaupt, unser jenseitiges Leben ins Verderben zu stürzen, indem wir das rituelle Gebet unserer Achtlosigkeit opfern?