Tawba (Reue) und Tasbih-Gebet
13. Januar 2023
21. Dschumada l-achira 1444Verehrte Muslime!
Unsere Hutbe handelt von der Notwendigkeit der Tawba, also der Reue und dem Tasbih-Gebet, dem rituellen Gebet für Vergebung.
Allah, der Allmächtige, sagt in der (24.) Sure an-Nur, Ayet 31: „Und wendet euch allesamt Allah reumütig zu, o ihr Gläubigen, auf dass ihr erfolgreich sein möget.” Die Korankommentatoren legen diesen und ähnliche Ayets wie folgt aus: „In jeder Situation und zu jeder Zeit ist die Tawba (Reue) eine Fard-Verpflichtung.” (al-Qurtubi, at-Tahrim, 8)
Jeder Mensch hat bilquwwa die Fähigkeit, also das Potenzial, Vergehen zu begehen. Diejenigen, die dieses Verlangen als Teil der göttlichen Prüfung unterdrücken und sich nicht auf schlechte Taten einlassen, werden in der Gesellschaft als gute Menschen eingestuft. Diejenigen, die ihren Trieben erliegen und Verbrechen begehen, sind Menschen mit schlechten Eigenschaften. Diejenigen unter ihnen, die ihre Fehler einsehen und reumütig ihre Schuld eingestehen, können nach weltlichem Recht auf Milderung oder Straferlass hoffen.
Ähnlich verhält es sich mit der Beziehung des Menschen zu den Sünden. Unser Prophet (s.a.w.) sagt: „Jeder Mensch macht Fehler. Die Besten unter denjenigen, die Fehler machen, sind diejenigen, die viel Reue zeigen.” (at-Tirmizi, Qiyama, 49/2499) In einem anderen Hadis Scherif heißt es: „O ihr Menschen, wendet euch reumütig Allah zu und bittet ihn um Vergebung! Wahrlich, ich bitte am Tag hundertmal um Vergebung.” (Muslim, Zikr, 42)
Was ist Tawba? Einige Gelehrte definieren sie wie folgt: „Tawba bedeutet, sich von Sünden aufgrund ihrer Hässlichkeit loszusagen; reumütig zu sein, für das, was man in der Vergangenheit getan hat; entschlossen zu sein, nicht wieder in Sünden zurückzufallen und seine mangelhaften Taten, nach besten Kräften auszugleichen und zu bessern.”
Man kann die Sünden, für die Buße notwendig sind, in kleine und große Sünden einteilen:
Kleine Sünden sind Sünden, die in die Kategorie mekruh (verpönt) fallen. Wir sollten diese nicht gering schätzen und sie bereuen. Denn kleine Sünden, die zur Gewohnheit werden und ständig begangen werden, entwickeln sich zu großen Sünden. Ibadat wie das rituelle Gebet, die rituelle Waschung und Sadaqa (Spenden) tragen dazu bei, das kleine Sünden, auf die man nicht beharrt, vergeben werden. Das ist ein Segen Allah Ta’alas gegenüber uns Seinen Dienern.
In der Sure Hud heißt es: „Gewiß, die guten Taten tilgen die Missetaten.”, das heißt die Sünden. (Sure Hud, 11:114) Die gute Botschaft der Vergebung von Sünden, die in derartigen Ayets und Hadis Scherifs berichtet wird, betrifft nach Meinung der Ulama (Gelehrten) geringfügige Sünden.
Was nun die großen Sünden angeht, so gibt es Sünden, die zwischenmenschliche Rechte (kul hakkı, huquq al-ibad) tangieren. Hier muss mann zuallererst seine Schuld begleichen und um Vergebung beim Gläubiger bitten und danach Buße tun.
Wer eine Fard-Verpflichtung wissentlich und ohne triftigen Hinderungsgrund unterlassen hat, muss zuerst diese nachholen und dann Reue zeigen für sein untentschuldigtes Versäumnis.
Eine Person, die Haram (Verbotenes) begeht, muss Buße tun und aufhören, Haram zu begehen.
Tawba mit Worten wie „Estaghfirullâh el-azîm we etubu ileyk” („Ich bitte Allah, den Erhabenen, um Vergebung und ich wende mich Dir (o Allah) reumütig zu.”) bedeutet, Reue gegenüber Sünden zu zeigen und entschlossen zu sein, nicht wieder rückfällig zu werden.
Darüber hinaus gibt es auch die körperliche Vergebungsbitte in Form des Tasbih-Gebets, was zu schneller Annahme der Reue und zur schnellen Läuterung von Sünden führt. Denn Allah, der Erhabene sagt: „Und sucht Hilfe (bei Allah) durch Geduld und (rituelles) Gebet.” (al-Baqara, 2:45)
Rasullullah (s.a.w.) hat dieses Tasbih-Gebet seinem Onkel Hazret Abbas wie folgt beschrieben: „Soll ich dir von einer Ibada berichten, wenn du sie verrichtest, so wird Allah Ta’ala deine vorangegangenen und späteren, alten und neuen, fahrlässigen und mutwilligen, kleinen und großen, heimlichen und offenkundigen Sünden vergeben.” (Bayhaqi, al-Kubra 3/51)
Liebe Muslime!
Die beste Zeit für Tawba ist der gegenwärtige Moment. Denn es heißt: „Diejenigen, die die Tawba hinauszögern, sind verloren.” (Tanbih al-Gafilin, S .114, 126)
Wenn die Illusion der Langlebigkeit uns weiterhin ablenkt, sollten wir die Ereignisse mit unseren geistigen Augen wahrnehmen und vom Schlummer der Nachlässigkeit (gaflet) aufwachen. Menschen um uns herum scheiden von uns und folgen dem Befehl Allahs „Kehre zu deinem Herrn zurück!”
Sollte das nicht eine Ermahnug an uns sein?