Gute Werke (amal salih)

06. Januar 2023

14. Dschumada l-achira 1444

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung von amal salih, von guten Werken. Amal salih bezeichnet die Taten und Werke, die mit den Grundlagen der islamischen Religion übereinstimmen und mit Aufrichtigkeit nur um Allahs willen getan werden.

An oberster Stelle kommt zweifellos der Iman, der Glaube an Allah Ta’ala. Dieser umfasst auch den Glauben an die Engel, Offenbarungsschriften, Propheten, Achiret (Jüngster Tag), Qadar (Bestimmung), dass heißt, dass alles Gute und Schlechte von Allah geschaffen wird.

Gute Werke ohne Iman, ohne Glauben haben keine Bedeutung im Angesicht Allahs. Mag sein, dass sie im Diesseits belohnt werden, jedoch haben sie keinen Wert im Jenseits. Daher hat Allah der Allmächtige in der von mir eingangs meiner Hutbe rezitierten Ayet Kerime zuerst den Iman erwähnt und danach die guten Werke. Darin heißt es: „Und diejenigen, die glauben und gute Werke tun, das sind die Gefährten der Dschnennet. Sie werden darin ewig verweilen.” (al-Baqara, 2:82)

Nach dem Iman haben die Taten mit Fard-Charakter, also verpflichtendem Charakter den Vorrang. Danach kommen die Kategorien wadschib (notwendig), sunna und nafila (freiwillig). Keine Nafila-Ibadet kann eine Fard-Ibadet ersetzen, egal wie gut sie auch sein mag. Sie wird nach ihrem eigenen Grad belohnt. Wenn zum Beispiel eine Person, die Zakatschulden hat, ihr gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke ausgibt, ohne die Absicht des Zakats zu fassen, so tritt nicht einmal ein Cent davon anstelle des Zakats.

Liebe Muslime!

Mit guten Werken (amal salih) erfüllen wir unsere Pflichten als Diener gegenüber unserem Herrn. Hazret Imam Rabbani erklärt dies folgendermaßen: „Wisset, dass der Sinn der Schöpfung des Menschen darin besteht, seine dienstlichen Verpflichtungen zu erfüllen und sich fortwährend an Allah Ta’ala wa Subhanahu zu zuwenden. Dies ist nicht möglich, wenn man nicht (zahiran wa batinan), äußerlich und innerlich, unserem Propheten (s.a.w.) folgt.” (Mektubat, Bd. 1, Br. 110)

Verrichtung des fünfmal täglichen Pflichtgebets gehört zu den guten Werken, die direkt nach dem Iman kommen. Es ist haram, sie ohne einen triftigen Hinderungsgrund zu verschieben.

Auch ein Hadsch, der maqbul ist, also bei Allah Akzeptanz findet, gehört zu den guten Werken.  Ein Hadsch ist dann maqbul, wenn er aus einem Halal-Vermögen finanziert wird, wenn man sich dabei von Sünden, Augendienerei, und Streit fernhält und ihn in Übereinstimmung mit der Sunna vollzieht und danach vermeidet wieder in Sünden zu verfallen.

Güte gegenüber den Eltern und die Verwandschaftsbande nicht abzureißen zählen auch zu den amal salih.

Ebenso gehören dazu, die Verkündigung des Din, der Religion Allahs und die Unterstützung derer, die sich darum bemühen. Es ist die Aufgabe eines Muslims, die Wahrheiten, an die er glaubt, die Schönheiten, an die er sein Herz hängt, auch anderen zugänglich zu machen.

Die Rezitation des Kur’an Kerims, des Wortes Allahs, ist ebenfalls eine gute Tat. Deshalb sollten sich diejenigen, die ihn nicht lesen können, sich unbedingt darum bemühen. Selbst wenn man ihn liest, ohne seine Bedeutung zu verstehen, in der Absicht und im Bemühen, Gottesworte zu lesen, wird man dementsprechend belohnt werden. So wird einem die Schafa’a (Fürsprache) des Kur’an Kerim zuteil werden.

Die Liebe zu den Glaubensgeschwistern um Allahs willen, und die Abneigung gegnüber den Feinden Allahs um Allahs willen gehört zu den guten Taten, als Bemühungen auf dem göttlichen Weg.

Eine weitere gute Tat ist das Spenden auf dem Weg Allahs. Dazu zählen Spenden an Einrichtungen, in denen die Religion Allahs gelehrt wird, Spenden an Moschen, an Eltern und Verwandte.

Ein Glaube ohne Werke ist wie ein Baum ohne Früchte. Werke sind schützende Festungen des Imans. Der Sinn unseres Lebens hier auf der Erde ist, gute Taten zu vollbringen. Denn Allah der Allmächtige sagt: „(Er), der den Tod und das Leben erschaffen hat, um euch zu prüfen, wer von euch die besten Taten vollbringt.” (al-Mulk, 67:2)

Hazret Imam Rabbani führt in einem anderen Brief diese Tatsache wie folgt aus: „Wir sind nicht erschaffen worden, um auf dieser Welt ewig zu verweilen. Wir sind erschaffen worden, um gute Taten (amal salih) zu vollbringen. Daher ist es notwendig, sich um gute Werke zu bemühen.” (Mektubat, Bd. 1, Br. 104)

Ich möchte meine Hutbe mit einem Hadis Scherif beenden: „Der beste Mensch ist derjenige, dessen Leben lang ist und dessen Taten gut sind.” (Tirmizi, Zuhd, 22)