Gute Taten (amal salih)
19. Januar 2024
08. Redscheb 1445Verehrte Muslime!
In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung von amal salih, von guten Taten. Amal salih bezeichnet die Taten und Werke, die im Einklang mit der islamischen Religion stehen und mit Aufrichtigkeit nur um Allahs willen getan werden.
An oberster Stelle kommt zweifellos der Iman, der Glaube an Allah Ta’ala. Dieser umfasst auch den Glauben an Engel, Offenbarungsschriften, Propheten, Achiret (Jüngster Tag), Qadar (Bestimmung), dass heißt, dass alles Gute und Schlechte von Allah geschaffen wird.
Gute Tate ohne Iman, ohne Glauben, sind keine rechtschaffenen Taten und haben auch keine Bedeutung im Angesicht Allahs. Mag sein, dass sie im Diesseits belohnt werden, jedoch haben sie keinen Wert im Jenseits. Daher hat Allah der Allmächtige in der von mir eingangs meiner Hutbe rezitierten Ayet Kerime zuerst den Iman erwähnt und danach die guten Taten. Darin heißt es: „Und diejenigen, die glauben und gute Werke tun, das sind die Gefährten der Dschnennet. Sie werden darin ewig verweilen.” (al-Baqara, 2:82)
Nach dem Iman haben die Taten mit Fard-Charakter, also verpflichtendem Charakter den Vorrang. Danach kommen die Kategorien wadschib (notwendig), sunna und nafila (freiwillig). Keine Nafila-Ibadet kann eine Fard-Ibadet ersetzen, egal wie gut sie auch sein mag. Sie wird entsprechend ihrem eigenen Grad belohnt. Wenn zum Beispiel ein Mensch, der Zakatschulden hat, sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke ausgibt, ohne die Absicht des Zakats zu fassen, so tritt nicht einmal ein Cent davon anstelle des Zakats.
Liebe Muslime!
Gute Taten sind für die Erfüllung unserer Dienerpflichten gegenüber unserem Herrn. Hazret Imam Rabbani erklärt dies folgendermaßen: „Wisset, dass der Sinn der Schöpfung des Menschen darin besteht, seine dienstlichen Verpflichtungen zu erfüllen und sich fortwährend an Allah Ta’ala wa Subhanahu zu zuwenden. Dies ist nicht möglich, wenn man nicht, äußerlich und innerlich, unserem Propheten (s.a.w.) folgt.” (Mektubat, Bd. 1, Br. 110)
In dieser kurzen Hutbe ist es zweifellos nicht möglich alle guten Taten aufzuzählen. Dennoch möchte ich einige davon euch nicht vorenthalten.
Die Verrichtung des fünfmal täglichen Pflichtgebets gehört zu den guten Taten, die direkt nach dem Iman kommt. Es ist haram, sie ohne einen triftigen Hinderungsgrund zu verschieben.
Auch ein Hadsch, der maqbul ist, also bei Allah Annahme findet, gehört zu den guten Taten. Ein Hadsch ist dann maqbul, wenn er aus Halal-Geldern finanziert wird, wenn man sich dabei von Sünden, Augendienerei, und Streit fernhält und ihn im Einklang mit der Sunna vollzieht und danach vermeidet, wieder in Sünden zu verfallen.
Güte gegenüber den Eltern und die Verwandschaftsbande nicht abzureißen gelten auch als amal salih.
Ebenso gehören dazu, die Verkündung des Din, der Religion Allahs und die Unterstützung derer, die sich darum bemühen. Es ist die Aufgabe eines Muslims, die Wahrheiten, an die er glaubt, die Schönheiten, an die er sein Herz hängt, auch anderen zugänglich zu machen.
Die Rezitation des Kur’an Kerims, der Worte Allahs, ist ebenfalls eine gute Tat. Deshalb sollten sich diejenigen, die ihn nicht lesen können, sich unbedingt darum bemühen. Selbst wenn man ihn liest, ohne seine Bedeutung zu kennen, wird man entsprechend seiner Absicht und Bemühungen belohnt, da man Gottesworte rezitiert. So hat man Anrecht auf die Schafa’a (Fürsprache) des Kur’an Kerims.
Die Liebe zu den Glaubensgeschwistern um Allahs willen und die Abneigung gegenüber den Feinden Allahs um Allahs willen gehören zu den rechtschaffenen Taten, da sie als Bemühung für die Religion gesehen werden.
Eine weitere gute Tat ist das Ausgeben auf dem Weg Allahs. Dazu zählen Spenden an Einrichtungen, in denen die Religion Allahs gelehrt wird, Spenden an Moscheen, an Eltern und Verwandte.
Ein Glaube ohne Taten ist wie ein Baum ohne Früchte. Taten sind schützende Festungen des Imans. Der Sinn unseres Lebens hier auf der Erde ist, gute Taten zu vollbringen. Denn Allah der Allmächtige sagt: „(Er), der den Tod und das Leben erschaffen hat, um euch zu prüfen, wer von euch die besten Taten vollbringt.” (al-Mulk, 67:2)
Hazret Imam Rabbani führt in einem anderen Brief diese Tatsache wie folgt aus: „Wir sind nicht erschaffen worden, um auf dieser Welt ewig zu verweilen. Wir sind erschaffen worden, um gute Taten (amal salih) zu vollbringen. Daher ist es notwendig, sich um gute Taten zu bemühen.” (Mektubat, Bd. 1, Br. 104)
Ich möchte meine Hutbe mit einem Hadis Scherif beenden: „Der beste Mensch ist derjenige, dessen Leben lang ist und dessen Taten rechtschaffen sind.” (Tirmizi, Zuhd, 22)