Die Würde des Menschen
08. November 2024
Verehrte Muslime!
Allah Ta’ālā hat den Menschen als das edelste aller Geschöpfe auf die beste Weise erschaffen und ihn ihnen überlegen gemacht. Dazu heißt es in der (17.) Sure al-Isrā, Ayet 70: „Und wahrlich, Wir haben den Kindern Ādams Würde verliehen, haben sie (mit unterschiedlichen Transportmitteln) über Land und Meer getragen, sie mit guten Dingen versorgt und haben sie vor vielen, die wir erschaffen haben, eindeutig ausgezeichnet.”
Nach islamischem Glauben ist der Mensch seit seiner Erschaffung ein makelloses und vollkommenes Geschöpf. Er ist kein Produkt der Evolution. Einer der kanonischen Beweise dafür ist, dass der erste Mensch ein Prophet war und Wissen gelehrt bekam, das nicht einmal die Engel kannten. (Vgl. al-Baqara, 2:31) Einer der vielen rationalen Beweise ist: Der Mensch ist mit seinen Tugenden und Fähigkeiten wie Verstand, Denkfähigkeit, Intelligenz, Sprache, Lesen, Schreiben, Wissen und Weisheit den Tieren überlegen. Gegenüber Naturereignissen ist er jedoch schwach und nicht so widerstandsfähig wie viele andere Tiere.
Der Mensch ist die Essenz des Universums. Er hat die Fähigkeit, mit seinem Herrn zu kommunizieren, da er eine Seele und spirituelle Gaben besitzt.
Hazrat Ali (karramallāhu wadschhahu) drückt diese Überlegenheit des Menschen mit folgenden Worten aus: „Deine Medizin ist in dir, aber du siehst sie nicht. Deine Kranktheit kommt von dir, aber du weißt es nicht. Du glaubst, du bist eine kleines Wesen. Aber in dir ist das große Universum gefaltet.”
In dieser Welt, in der nicht einmal eine Stecknadel ohne Sinn und Zweck hergestellt wird, wurde auch der Mensch, das edelste aller Geschöpfe, nicht ohne Sinn erschaffen. Allah Ta’ālā erklärt den Sinn unseres Daseins wie folgt: „Ich habe die Dschinn und die Menschen nur erschaffen, damit sie Mir dienen.” (Az-Zāriyāt, 51:56) Ein Diener des Schöpfers zu sein, ist die größte Ehre für den Menschen.
Liebe Muslime!
Menschen nach ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Reichtum, ihrer Macht und ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen, würde bedeuten, Macht und andere Eigenschaften höher zu bewerten als den Menschen selbst. Ich möchte mit einem Beispiel aus der islamischen Geschichte verdeutlichen, welchen Wert unsere Religion dem Menschen beimisst:
Der Sohn des Gouverneurs von Ägypten, Hazrat Amr Ibn Ās, lieferte sich während der Herrschafts von Hazrat Umar ein Pferderennen mit einem ägyptischen Kopten, bei dem der Kopte schließlich den Sohn von Hazrat Amr besiegte. Daraufhin schlug der Sohn des Gouverneurs, der diese Niederlage nicht ertragen konnte, den Kopten mit einer Peitsche und rechtfertigte sich damit, dass er von edler Abstammung sei.
Bei einer Gelegenheit kam der Kopte nach Medina und beschwerte sich beim Kalifen Hazrat Umar. Hazrat Umar (r.a.) schrieb einen Brief an Amr Ibn Ās und forderte ihn auf, gemeinsam mit seinem Sohn nach Medina zu kommen. Nach einer Untersuchung stellte Hazrat Umar fest, dass der Beschwerdeführer Recht hatte. Er gab dem Kopten eine Peitsche und befahl ihm, den Sohn von Amr Ibn Ās zu schlagen. Er schlug ihn mit der Peitsche und rächte sich in der gleischen Weise, wie er geschlagen worden war. Hazrat Umar (r.a.) machte Amr Ibn Ās Vorwürfe, indem er sagte: „Seit wann machts du die Menschen zu Sklaven, die von ihren Müttern frei geboren wurden?”
Unser Prophet (s.a.w.) sagte: „Wahrlich, Allah schaut nicht auf euer Äußeres und euren Besitz, sondern Er schaut auf eure Herzen...” (Sahīh al-Dschāmi’, 1862)
Allah Ta’ālā gibt uns im Folgenden die Kriterien für die Beurteilung der Menschen mit: „O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Wahrlich, der Angesehenste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste unter euch.” (al-Hudschurāt, 49:13)
Ich möchte meine Hutbe mit den Worten unseres Propheten (s.a.w.) aus seiner Abschiedspredigt beenden: „O ihr Menschen! Wahrlich, euer Herr ist Einer und wahrlich, auch euer Vater ist einer. Ihr alle gehört zu Ādam und Ādam ist aus Erde (erschaffen). Ein Araber hat gewiss keinen Vorzug gegenüber einem Fremden, noch ein Fremder gegenüber einem Araber. Noch ist ein (Weißer) besser als ein Schwarzer oder ein Schwarzer besser als ein (Weißer). Der Angesehenste von euch bei Allah, ist der Gottesfürchtigste unter euch.” (Musnad, Hadisnr. 23381)