Die Umra

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung der Umra.

Der Mensch sollte darauf bedacht sein, jede Phase seines kurzen Lebens, das ihm geschenkt wurde, für Taten zu nutzen, die für das Diesseits und das Jenseits nützlich sind. Es ist sogar möglich, den Teil der Taten, die den Charakter mubāh haben, also religiös neutral sind, in Ibādāt umzuwandeln und sie so zum Kapital für das Jenseits zu machen. Wenn man zum Beispiel, isst, trinkt und schläft mit der Absicht, um Kraft für die gottesdienstlichen Handlungen zu sammeln, werden diese religiös neutralen Handlungen zu Ibādāt. Der Besuch von Orten, die nicht verboten sind, um sich von geistiger Müdigkeit zu erholen, sind mubāh-Handlungen, also religiös neutrale Handlungen. Sie werden weder belohnt noch bestraft. Aber der Besuch gesegneter Orte und heiliger Stätten, um die Liebe zu den Ibādāt und den Geschmack am Iman (Glauben) zu stärken, ist ein Glück für diese Welt und ein Kapital für die Āchira, das Jenseits. Die Umra ist hier einer der  wichtigsten Formen der Anbetung.

Umra bedeutet wörtlich „Besuch, Absicht”. In der Fiqh-Terminologie bezeichnet es die Durchführung umra-spezifischer Rituale beim Besuch des heiligen Hauses, der Ka’ba.

Allah Ta’ālā ermutigt uns dazu im heiligen Koran wie folgt:  „Vollzieht die Hadsch und die Umra für Allah!” (Sure al-Baqara, 2:196)

Nach der hanafitischen Rechtsschule ist es eine starke Sunna (sunna mu’akkada), einmal im Leben die Umra zu vollziehen. Es gibt auch Gelehrte, die sie für wādschib, notwendig, halten. Die Umra wird auch als al-hadsch al-asgar, kleiner Hadsch, und die Hadsch selbst als al-hadsch al-akbar, großer Hadsch, bezeichnet. (Vgl. Nimet-i Islam, Hac Kitabı)

Nach Ansicht der Gelehrtengemeinschaft ist es lobenswert (mustahab), die Umra mehrmals im Jahr zu verrichten.

Im folgenden Hadith Scharīf wird berichtet, dass die Umra Sühne für kleinere Sünden ist: „Die Umra bis (zur nächsten) Umra ist Sühne für das, was dazwischen liegt. Für den angenommenen Hadsch gibt es keinen anderen Lohn als die Dschanna (das Paradies). ” (Buchari, Umra 1)

Über die Vorzüglichkeit der Durchführung der  Umra in Verbindung mit dem Hadsch wird gesagt: „Lasst der Hadsch die Umra folgen (das heißt, wenn du den Hadsch verrichtet hast, vollziehe gleich danach die Umra und umkehrt). Denn diese beiden beseitigen die Armut und die (kleinen) Sünden wie der Blasebalg, der den Schmutz von Eisen, Gold und Silber wegbläst. Für eine angenommenen Hadsch gibt es keinen anderen Lohn als die Dschanna (das Paradies).” (An-Nasā’ī, Manāsik 6)

Die Ka’ba al-Muazzama ist eine Stätte, von der man nie genug bekommen kann. Ibn Abbās (r.a.) sagte dazu: „Es gibt niemanden, der sich von diesem heiligen Haus verabschiedet und nicht zu ihm zurückkehren möchte.” (Tafsīr ar-Rāzī, al-Baqara, 2:125)

Diese Besonderheit verdankt die prächtige Ka’ba dem Gebet des Ibrāhīm (a.s.). Nachdem Ibrāhīm (a.s.) seine Frau Hadschar, unsere Mutter, und seinen Sohn Ismāīl (a.s.), der noch in den Windeln lag, in der Nähe der damals noch nicht erbauten Ka’ba zurückgelassen hatte, betete er zu Allah Ta’ala wie folgt: „Unser Herr! ... So lasse die Herzen von Menschen sich ihnen zuwenden...“ (Sure Ibrahim, 14:37)

Ibn Abbās und Mudschāhid (radiyallāhu anhumā) sagten: „Wenn Ibrāhīm (a.s.) statt „die Herzen von Menschen” „die Herzen der Menschen” gesagt hätte, dann wären die Gläubigen und die Ungläubigen dorthin geströmt und für euch wäre kein Platz gewesen.” (Tafsīr al-Qurtubī, Sure Ibrāhīm, 14:37)

Die Mutter der Muslime, Hazrat Ā’ischa, fragte einst Rasūlullāh (s.a.w.): „O Rasūlullāh! Ist der Dschihad auch für Frauen Pflicht? Er (s.a.w.) sagte: „Für sie gibt es einen Dschihad, der keine Kampfhandlungen beinhaltet. Das sind Hadsch und Umra.” (Ibn Mādscha, Manāsik 8)

Dieser Hadith Scharīf erklärt den Stellenwert des Hadsch und der Umra am besten. Die Umra-Reisen des Verbandes der Islamischen Kulturzentren finden das  ganze Jahr über zu verschiedenen Zeiten statt. Wer an der Umra teilnehmen möchte, kann sich bei unseren zuständigen Mitarbeitern informieren.