Die Rechtleitung (Hidāya)

25. Dezember 2025

Verehrte Muslime!

Das Thema unserer heutigen Hutbe lautet „Rechtleitung”. Rechtleitung, auf Arabisch Hidāya, ist der gerade Weg, der zu Allah Taʿālā führt. Dieser Weg ist der Weg des edlen Korans, der Islam, wie er darin beschrieben steht. Das Gegenteil von Rechtleitung ist alāla, also Irreführung. In einem edlen Āyat wird diese Wahrheit unserem Propheten (s.a.w.) wie folgt erklärt: „Sprich: ‚O ihr Menschen! Zu euch ist nunmehr die Wahrheit von eurem Herrn gekommen. Wer nun der Rechtleitung folgt, der folgt dem rechten Weg zu seinem eigenen Vorteil. Und wer irregeht, der geht nur zu seinem eigenen Nachteil irre. Und ich bin nicht euer Sachwalter.’” (Sure Yunus, 10:108)

Von diesen beiden Wegen führt der Weg der Rechtleitung ins Paradies, das Allah Taʿālā Seinen Dienern verheißen hat. Der andere jedoch - der Weg des Irrtums -  führt in die Hölle, vor der Er gewarnt hat. Diese beiden Wege werden auch haqq und bātil genannt, also Wahrheit und Falschheit.

Wenn die Rechtleitung unserem Propheten oder seinen geistigen Erben zugeschrieben wird, bedeutet dies, dass sie die Menschen auf den geraden Weg weisen. In der Sure asch-Schūrā, Āyat 52, heißt es: „Und wahrlich du leitest auf einen geraden Weg.” Tatsächlich ist es aber Allah Ta’ālā, der die Menschen rechtleitet. In diesem Sinne sagt Er: „(O Mein Gesandter!) Wahrlich, du kannst nicht rechtleiten, wen du gerne hast. Allah aber leitet recht, wen Er will. Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten.” (Sure al-Qasas, 28:56)

Der Weg der Wahrheit ist einzig. Das ist der Islam, der gemäß den Glaubensgrundsätzen der Ahl as-Sunna wa l-Dschamāʿa gelebt wird. Der Grund, warum Strömungen außerhalb der Ahl as-Sunna als al-firaq ad-dālla, als irregeleitete Gruppierungen, bezeichnet werden, liegt darin, dass sie den rechten Weg nur nachahmen. Irrtum und Falschheit sind jedoch vielfältig und zahlreich.

Liebe Muslime! Die Pflicht eines jeden rechtgeleiteten Gläubigen besteht darin, diesem Weg aufrichtig ohne Abweichung zu folgen, und jenen, die von diesem Weg abgekommen sind, den rechten Weg zu weisen. Die Größe dieser Tugend wird in einem Hadith Scharīf, überliefert von Abu Rāfiʿ (r.a.), wie folgt beschrieben: „Die Rechtleitung Allahs eines Menschen durch dich ist  für dich viel besser als alles, worüber die Sonne auf- und untergeht.” (at-Tabarānī, al-Muʿdscham al-kabīr, Hadith-Nr. 925)

Zur Rechtleitung gehört demnach, einen Ungläubigen zum Glauben zu führen, einen nicht-praktizierenden Muslim zur religiösen Praktizierung zu bewegen und einem praktizierenden Muslim den Weg der Aufrichtigkeit, des Ichlas, zu zeigen.  Unser Prophet (s.a.w.) erklärt, dass diejenigen, die zur Rechtleitung verhelfen, Anteil am Lohn derer haben werden, die rechtgeleitet wurden und so den geraden Weg gefunden haben. Er sagt: „Wahrlich, wer zum Guten anleitet, ist wie derjenige, der es tut.” (Tirmidhī, Ilm, 14, Hadithnr. 2670)

Hazrat Ebül-Faruk Silistrevi bemühte sich mit aller Kraft um die Rechtleitung der Umma Muhammeds und gab seinen Schülern folgenden Ratschlag: „Eure Aufgabe ist es, die Kinder der Umma Muhammeds, die in den Sumpf gefallen sind, aus dem Sumpf zu ziehen. Das Ziel ist riza-i ilahi, das Wohlgefallen Allahs.” (Sunguroğlunun Notları, S. 159)  Mit Sumpf ist hier der Sumpf des Unglaubens und der Sünde gemeint.

Gerade zu bestimmen Zeiten vervielfachen sich die Sünden und führen dazu, dass Menschen ihr Bewusstsein verlieren. Alkoholkonsum, Glücksspiel und ähnliche verbotene Handlungen am Silvesterabend sind einige Beispiele dafür. In solchen Zeiten sollte ein Muslim die Neujahrsfeierlichkeiten nicht zum Anlass nehmen, Taten zu begehen, die Allah Taʿālā und Seinem Gesandten missfallen. Vielmehr sollte er seine Taten des vergangenen Jahres reflektieren. Er sollte sich vornehmen, das kommende Jahr mit noch mehr Gebeten und guten Taten zu verbringen.

Angesichts der Neujahrsfeierlichkeiten sollten wir uns bewusst machen, dass unsere Welt und die Menschheit ein Jahr älter geworden sind, die Distanz zum Tod sich um ein Jahr verkürzt hat und die Zukunft uns ungewisse Schwierigkeiten bringen wird. Sollten wir uns daher nicht mit noch größerer Hingabe und Gehorsam unserem Herrn zuwenden, statt gegen Ihn für einen ungewissen Traum zu rebellieren. Ein wachsamer und kluger Muslim betrachtet die Ereignisse nicht durch die Brille des Egos, sondern durch die Brille des Glaubens!