Die Mīradsch-Nacht

24. Januar 2025

Verehrte Muslime!

In der 27.  Nacht des gegenwärtigen Monats Radschab begehen wir die Mīradsch-Nacht, die nächtliche Himmelsreise unseres Propheten. Es ist die kommende Nacht von Sonntag, dem 26. Januar, auf Montag, den 27. Januar.  Aus diesem Anlass ist das Thema unserer heutigen Hutbe das Wunder von Mīradsch.

Mīradsch bedeutet wörtlich „Leiter“. In der islamischen Terminologie bezeichnet es das besondere Ereignis, das sich nachts in einem sehr kurzen Zeitabschnitt ereignete und in dem unser Prophet (s.a.w.) von der Haram asch-Scharīf, also von der Ka’ba, zur Masdschid al-Aqsā in Jerusalem gebracht wurde, von dort aus die sieben Himmel durchquerte bis er Sidrat al-Muntahā (den äußersten Sidr-Baum) erreichte und dann von Angesicht zu Angesicht mit der Gegenwart Allah Ta’ālās, fern von Zeit und Raum, beehrt und wieder zurückgebracht wurde.

Das Mīradsch-Ereignis ist eines der großen Wunder unseres Propheten.  In der Ayā, die ich zu Beginn meiner Hutbe rezitiert habe, erklärt Allah der Allmächtige dieses Ereignis wie folgt: „Preis sei Dem, Der Seinen Diener (Muhammed) nachts von der Masdschid al-Harām (der heiligen Gebetsstätte) zu der Masdschid al-Aqsā (der äußersten Gebetsstätte), deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ, auf dass Wir ihm von Unseren Zeichen zeigen. Gewiss, Er ist der Allhörende, der Allsehende.“ (Sure Isra, 17:1)

Liebe Muslime! Der Mīradsch fand  eineinhalb Jahre vor der Hidschra statt, in der 27. Nacht des Radschab. Im ersten Teil der Reise wurde unser Prophet (s.a.w.) auf einem Reittier, dem Burāq, von der Masdschid al-Harām zur Masdschid al-Aqsā gebracht. Im zweiten Abschnitt wurde er mit dem Mīradsch, vergleichbar mit einem Aufzug, von der Masdschid al-Aqsā nach Sidrat al-Muntahā, am Ende der Arschu-l-aʿlā (dem höchsten Thron), gebracht. Von dort aus wurde er mit einem Transportmittel, dem Rafraf, in die Gegenwart Allahs, des Erhabenen, gehoben.

In der Gegenwart Allahs, des Erhabenen, pries er Ihn wie folgt: „Attahiyyātu lillāhi wassalawātu wattayyibāt”, was soviel bedeutet wie „Alle gottesdienstlichen Handlungen, seien sie mit der Zunge, mit dem Körper oder mit materiellen Dingen erbracht, gebühren Allah.” Allah Taʿālā erwiderte: „Assalāmu alayka ayyuhannabiyyu warahmatullāhi wabarakātuh.”,O mein Gesandter, möge Allahs Salām, Seine Barmherzigkeit und Sein Segen auf dir sein. Darauf entgegnete unser Prophet (s.a.w.): „Assalāmu alaynā wa alā ibādillāhis-sālihīn”, „Der Friede sei mit uns und den rechtschaffenen Dienern Allahs” und schloss damit die anderen Propheten und seine Umma in den Friedensgruß mit ein.

Während in der Mīradsch-Nacht für die Umma unseres Propheten Tag und Nacht fünfzig Gebetszeiten vorgesehen waren, wurden diese auf wiederholte Bitten Rasūlullāhs als Geschenk auf fünf reduziert. Abdullāh Ibn Masʿūd (r.a.) sagte: „(In der Mīradsch-Nacht) wurden dem Gesandten Allahs (s.a.w.) drei Dinge gegeben: Das fünfmal tägliche Gebet, die letzten beiden Āyas der Sure al-Baqara (Āmanarrasūlu...), und (die frohe Botschaft), dass die großen Sünden derer, die Allah keine Partner zur Seite stellen, vergeben werden. (Muslim, Iman, 173)

Auf seiner Reise traf unser Prophet (s.a.w.) in jedem Himmel einen Propheten. Auf seiner Rückreise sah er das Paradies mit all seinen Stufen und die Hölle mit all ihren Abstufungen. Am Morgen dieser Nacht ging er in die Moschee und berichtete den Quraisch alles über den Mīradsch. Die Polytheisten verleugneten ihn, und einige Muslime, die schwach im Glauben waren, wandten sich vom Islam ab. Hazrat Abū Bakr (r.a.) jedoch bestätigte ihn ohne zu zögern, als er davon erfuhr. Deshalb wurde ihm der Titel Siddīq, der Wahrhaftige, verliehen.

Liebe Muslime! Wir sollten uns bemühen, diese Nacht so weit wie möglich mit Ibādāt zu verbringen. Die Verrichtung des  Hādschat-Gebets mit zwölf Rakats nach dem Ischā-Gebet in der Mīradsch-Nacht sowie des Nāfila-Gebets mit vier Rakats zwischen dem Mittags- und dem Nachmittagsgebet am Tag ist in unseren Kalendern nachzulesen. Darüber hinaus sollte  man am Mīradsch-Tag fasten. Am Freitag, dem 31. Januar, beginnt der gesegnete Schabān, der zweite der drei Monate. Während wir die Mīradsch-Nacht feiern, sollten wir die Vorbereitungen für den gesegneten Schabān nicht vernachlässigen.