Die Bewahrung der Augen vor Haram

01. Mai 2025

Verehrte Muslime!

Die Gaben, die unser Mawlā, Allah Taʿālā, uns geschenkt hat, sind so groß, dass wir gar nicht in der Lage sind, unsere Dankbarkeit dafür auszudrücken. Aber wir wenden unseren Blick ab von den Gaben, die wir bereits erhalten haben, und betrachten nur das als Gabe, was wir uns wünschen und erfüllt sehen.

Meistens denken wir nicht einmal daran, dankbar zu sein für die Gaben, die uns umsonst gegeben wurden, wie Hände, Füße, Augen, Ohren, Zunge, Verstand und Intellekt. Die Dankbarkeit für die Gaben besteht darin, dass wir sie in der richtigen Weise gebrauchen. Wenn die Gaben zum Wohlgefallen Allahs verwendet werden, ist es Schukr, also Dankbarkeit, und wenn sie gegenteilig verwendet werden, ist es Undankbarkeit.

In unserer heutigen Hutbe werden wir über eine der Möglichkeiten sprechen, wie wir unsere Dankbarkeit für eine dieser Gaben zeigen können, nämlich für das Auge, indem wir es davor bewahren, auf das Verbotene zu schauen.

Allah Taʿālā schuf den Menschen, das edelste aller Geschöpfe, aus zwei verschiedenen Geschlechtern, einem männlichen und einem weiblichen - wie alle anderen Lebewesen auch. Er wollte, dass die Nachkommen sich nicht unrechtmäßig vermischen und verdorben werden, er wollte, dass sie rechtmäßig heiraten und Familien gründen und verbot die Zinā, die Unzucht. Ehebruch, ist eine schwere Sünde.  

Er erklärte auch die Ursachen, die zu dieser großen Sünde führen, die die Herzen verfinstert, als harām, um sich davor zu schützen. Einer dieser Ursachen, ist der Blick auf das Haram, das Verbotene.

Allah Taʿālā sagt in der Sure an-Nūr: „Sprich zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke (vor unerlaubten Dingen) senken und ihre Keuschheit bewahren. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist wohl kundig dessen, was sie tun. Und sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke (vor unerlaubten Dingen) senken und ihre Keuschheit bewahren...” (an-Nūr, 24:30-31)

Es ist wichtig, auf die Körperöffnungen zu achten und sie sauber zu halten, denn durch sie können Krankheitserreger eindringen und körperliche Krankheiten verursachen. Ebenso wichtig ist es, die Einfallstore für Sünden, die geistige Krankheiten verursachen, mit Sorgfalt rein zu halten. Die Augen vor Harām zu schützen, ist spirituelle Reinigung.

Unser Prophet (s.a.w) sagte: „Der Blick (auf das Verbotene) ist ein giftiger Pfeil von den Pfeilen des Teufels. Wer ihn aus Furcht vor Allah unterlässt, dem verleiht Allah einen Iman, dessen süßen Geschmack er in seinem Herzen spüren wird.” (At-Tabarānī, al-Muʿdscham al-kabīr, 10362)

Nicht das unfreiwillige, sondern das absichtliche Betrachten eines Harāms ist verboten. Denn das absichtliche Betrachten erweckt Begierde, und Begierde verleitet zur Unzucht. Unser Prophet (s.a.w.) sagte zu Hazrat Ali (r.a.): „Lass einem Blick nicht einen weiteren Blick folgen. Denn der erste Blick ist zu deinen Gunsten und der zweite wird gegen dich sein.” (Abu Dawud, 2149)

Liebe Muslime!

In der heutigen Zeit sind Umstände, die zur Sünde verleiten, zur Normalität geworden. Daher müssen wir einerseits gegen unser Ego ankämpfen, um nicht der Sünde zu verfallen und andererseits müssen wir durch Gebete und Bitten um Vergebung Zuflucht bei Allah Taʿālā suchen und Ihn um Hilfe bitten.

Hazrat Ebu’l-Faruk Silistrevi erwähnte diesen Punkt immer wieder in seinen Predigten und gab den eindringlichen Rat: „Wenn ihr eure Häuser verlasst, vergesst nicht, ich bitte sehr darum! Sprecht „Lā ilāha illallāhu wahdahū lā scharīka lah. Lahu l-mulku wa lahu l-hamdu yuhyī wa yumīt. Wa huwa hayyun lā yamūt. Biyadihi l-hayr. Wa huwa alā kulli schay’in qadīr.” Wer dies spricht, für den gibt es eine Million an Belohnungen, eine Million an Vergebung der Sünden. Alle Hadithgelehrten waren verblüfft und erstaunt, warum der Gesandte Allahs (s.a.w.) dies so formulierte. Schließlich kamen sie zu dem Schluss: Wenn die Menschen ihre Häuser verlassen, werden sie auf den Straßen und Märkten sehr unangenehme Situationen erleben und in Sünde fallen. Allah wird ihnen aufgrund dieses Bittgebetes alle Sünden vergeben, die sie bis zum Abend begangen haben, als Ausdruck der großen Fürsprache (schafa’at azima). Meine Herren, lernt es auswendig und lehrt es eure Kinder.”