Die Bewahrung der Augen vor dem Haram
10. Mai 2024
2. Dhulqa’da 1445Verehrte Muslime!
Die Gaben, die unser Mawla uns geschenkt hat, sind so groß, dass wir gar nicht imstande sind, unsere Dankbarkeit dafür auszudrücken. Doch wir wenden unseren Blick ab, von den Gaben, die wir bereits haben, und betrachten nur das, was wir uns wünschen und erlangt haben, als Gabe.
Meistens denken wir gar nicht daran, dankbar zu sein für die Gaben, die uns umsonst gegeben wurden, wie Hände, Füße, Augen, Ohren, Zunge, Verstand und Intellekt. Die Dankbarkeit für die Gaben besteht darin, sie zweckgemäß zu gebrauchen. Werden die Gaben zum Wohlgefallen Allahs verwendet, so ist es Schukr, also Dankbarkeit, und werden sie gegenteilig gebraucht, ist es Undankbarkeit.
In unserer heutigen Hutbe werden wir über eine Möglichkeit sprechen, wie wir für eine dieser Gaben unsere Dankbarkeit zeigen können, nämlich für das Auge, indem wir es davor bewahren, auf das Verbotene zu schauen.
Allah Ta’ala schuf den Menschen, das edelste aller Geschöpfe, aus zwei verschiedenen Geschlechtern, einem männlichen und einem weiblichen - wie auch alle anderen Lebewesen auch. Er wollte, dass die Nachkommen sich nicht unrechtmäßig vermischen und verdorben werden, und wollte, dass sie rechtmäßig heiraten und Familien gründen und verbot die Zina, die Unzucht. Die Unzucht ist eine schwere Sünde.
Er hat auch die Wege, die zu dieser großen Sünde führen, die die Herzen verfinstert, als haram erklärt, damit sie sich davor schützen. Eine dieser Wege, ist der Blick auf das Haram, das Verbotene.
In der Sure an-Nur sagt Allah Ta’ala: „Sprich zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke (vor unerlaubten Dingen) senken und ihre Keuschheit bewahren. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist wohl kundig dessen, was sie tun. Und sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke (vor unerlaubten Dingen) senken und ihre Keuschheit bewahren...” (an-Nur, 24:30-31)
Es ist wichtig, auf die Körperöffnungen zu achten und sie sauber zu halten, denn durch sie können Krankheitserreger eindringen und körperliche Krankheiten verursachen. Mindestens genauso wichtig ist es, die Einfallstore für Sünden, die geistige Krankheiten verursachen, mit Sorgfalt rein zu halten. Die Bewahrung der Augen vor Haram gehört zur spirituellen Reinigung.
Unser Prophet (s.a.w) sagte: „Der Blick (auf das Verbotene) ist ein giftiger Pfeil aus den Pfeilen des Teufels. Wer ihn aus Furcht vor Allah unterlässt, dem verleiht Allah einen Iman, dessen süßen Geschmack er in seinem Herzen verspüren wird.” (Hakim, Al-Mustadrak, Bd. 4, 7875)
Nicht das unfreiwillige, sondern das absichtliche Betrachten eines Harams ist verboten. Denn das absichtliche Betrachten erweckt Begierde und Begierde führt zur Unzucht. Unser Prophet (s.a.w.) sagte zu Hazret Ali (r.a.): „Ein Blick soll nicht einem anderen Blick folgen. Denn der erste Blick ist für dich und der zweite ist gegen dich.” (Abu Dawud, 2149)
Liebe Muslime!
In unserer heutigen Zeit sind Zustände, die zur Sünde führen, zur Normalität geworden. Daher müssen wir einerseits gegen unseren Nafs ankämpfen, um nicht in die Sünde zu verfallen und andererseits müssen wir durch Gebete und Vergebungsbitten Zuflucht bei Allah Ta’ala suchen und Ihn um Hilfe bitten.
Hazrat Ebu’l-Faruk Silistrevi hat dieses Thema stets in seinen Predigten angesprochen und mit Nachdruck folgenden Rat gegeben: „Wenn ihr eure Häuser verlässt, vergesst nicht, ich bitte sehr darum! Spricht „Lā ilāha illallāhu wahdahū lā scharīka lah. Lahu l-mulku wa lahu l-hamdu yuhyī wa yumīt. Wa huwa hayyun lā yamūt. Biyadihi l-hayr. Wa huwa alā kulli schay’in qadīr.” Wer dies spricht, für den gibt es eine Million an Belohnungen, eine Million an Vergebung der Sünden. Alle Hadith-Gelehrten waren fassungslos und erstaunt, warum Rasulullah (s.a.w.) dies so formulierte. Schließlich kamen sie zu dem Schluss: Wenn die Menschen ihre Häuser verlassen, werden sie auf den Straßen und Märkten sehr unangenehme Situationen erleben und in Sünde fallen. Allah wird ihnen aufgrund dieses Bittgebetes alle Sünden vergeben, die sie bis zum Abend begangen haben, als Ausdruck der großen Fürsprache (schafa’at azima). Meine Herren, lernt es auswendig und lehrt es euren Kindern.”