Die Begehung der Winternächte

10. November 2023

26. Rabiul-Achir 1445

Verehrte Muslime! Unsere Hutbe handelt von der Bedeutung der Begehung der Winternächte und –tage.

Zeit ist einer der wertvollsten Schätze, die unser Herr uns beschert hat. Die gezählten und begrenzten Minuten des Lebens in Bezug auf Lebewesen, sind ein enormes Kapital, mit dem wir unser ewiges Leben verdienen. Diejenigen, die dieses Kapital für nutzlose und schädliche Zwecke verbrauchen, werden in der Achiret zu der Gruppe gehören, die bankrott seien werden. In einem Hadis Scherif heißt es: „Am Tag des Qiyamet (am Jüngsten Tag) werden die Füße des Dieners nicht weichen, bis er über vier Dinge befragt wird: über sein Leben, wo er es verbracht hat; über seinen Körper, wie er ihn benutzt hat; über sein Wissen, was er damit gemacht hat und über sein Vermögen, wie er es verdient und wo er es ausgegeben hat.” (Tirmizi, Qiyama, 1)

Eine Zeit, die mit Ibadat (gottesdienstlichen Handlungen) verbracht wird, ist eine erfüllte und sinnvoll genutzte Zeit. Freie Zeiträume, insbesondere in den langen Winternächten, geben uns die Gelegenheit, sie besser zu nutzen. Daher sagte unser großartiger Prophet (s.a.w.): „Der Winter ist der Frühling des Gläubigen. Seine Nächte sind lang, so kann er sie (mit Ibadat) begehen. Seine Tage sind kurz, so  kann er in ihnen fasten.” (Bayhaqi, Sunan, Hadis 8456) Auf diese Weise erklärte er uns, wie die Wintertage und -nächte zu begehen sind.

Das erste, was einem einfällt, wenn es um die Begehung der Winternächte geht, ist zweifellos das Tahaddschud-Gebet. Im Kur’an Kerim wird unserem Propheten (s.a.w.) Folgendes befohlen: „Und in einem Teil der Nacht verrichte damit (mit dem Kur’an) das Tahaddschud-Gebet als ein freiwilliges Gebet für dich. Möge dein Herr damit dir eine lobenswerte Stellung (makam-i mahmud) verleihen.” (Sure al-Isra, 17:79)

Die Nafile-Gebete, die nach dem Ischa-Gebet vor dem Schlafengehen oder nach einer gewissen Zeit des Schlafs verrichtet werden, bezeichnet man salatul-layl, also  nächtliche Gebete. Wenn es nach einer gewissen Zeit nach dem Schlafengehen verrichtet wird, wird es Tahaddschud-Gebet genannt. Seine Belohnung ist enorm groß. Rasullullah (s.a.w.) pflegte das Tahaddschud-Gebet zu verrichten. Dieses nächtliche Gebet kann zwei bis acht Rak’as verrichtet werden, wobei alle zwei Rak’as der Gebetsgruß gesprochen wird. Jedoch wird als Mittelwert sechs Rak’as empfohlen.

In einem Hadis Scherif wird gesagt: „Wer in der Nacht aufwacht und seine Frau weckt und beide zwei Rak’as Gebet verrichten, so werden sie unter den Männern und Frauen registriert, die Allah Te’alas viel gedenken.”(Abu Dawud, Witr, 13)

Zusätzlich zum Tahaddschud-Gebet sollte man sich bemühen, die Nächte mit Ibadat wie dem Tasbih-Gebet, dem Gedenken Allahs, dem Lesen des Kur’ans und Bittgebeten zu verbringen. Die beste Zeit für diese Ibadat ist waqt us-sahar, der letzte Teil der Nacht vor der Morgendämmerung. So lobt Allah Te’ala die Gläubigen mit den Worten: „Sie pflegten nur ein wenig in der Nacht zu schlafen und vor der Morgendämmerung baten sie um Vergebung.“ (Sure 51:17-18)

In einer von Dschabir (r.a.) überlieferten Hadis Scherif spricht Rasulullah (s.a.w.) wie folgt: „Wahrlich, in der Nacht gibt es eine Stunde. Wenn ein Muslim sie trifft und von Allah Gutes von den Dingen des Diesseits und des Jenseits erbittet, so wird Allah es ihm geben. Und das ist jede Nacht so.“ (Muslim, Musâfirîn 166)

Es ist höchstwahrscheinlich, dass diese Stunde in der Zeit in der Sahar-Zeit kurz vor der Morgendämmerung liegt. Die Gelehrten erklären, dass die Sahar-Zeit das letzte Sechstel der Nacht (vor der Morgendämmerung) umfasst. (Ruh al-bayan, az-Zariyat, 51:18)

Liebe Muslime! Man sollte nicht vergessen, dass die Verrichtung des Abend- und des Nachtgebets in der Gemeinschaft, die zu Beginn der Nacht liegen sowie des Morgengebets, das zum Ende der Nacht liegt, auch zur sinnvollen Begehung von Nächten gehören. Einst fragte Hazret Umar (r.a.) nach dem Morgengebet, den er leitete, nach einem Mann, den er nicht vorfand. Sie sagten: „Diese Person begeht die Nächte mit Ibadat. Es kann sein, dass er zur Stunde vom Schlaf übermannt worden ist.“ Daraufhin sagte Hazret Umar (r.a.): „Hätte er doch nur die ganze Nacht geschlafen und das Morgengebet in der Gemeinschaft verrichtet. Das wäre viel besser.“  (Mektubat-ı İmam-ı Rabbani, Bd. 1, Brief 114)