Die Begehung der Winternächte
01. November 2024
Verehrte Muslime! Unsere Hutbe handelt von der Bedeutung der Begehung der Wintertage und Winternächte.
Die Zeit ist einer der kostbarsten Schätze, die Allah Ta’ālā uns geschenkt hat. Die gezählten und begrenzten Minuten des Lebens von Lebewesen sind ein enormes Kapital, mit dem jeder sein ewiges Leben verdient. Wer dieses Kapital für nutzlose und schädliche Zwecke verbraucht, wird in der Āchira zu den Bankrotteuren gehören. In einem Hadith Scharīf heißt es: „Am Tag der Auferstehung (Qiyāma) werden die Füße des Dieners nicht von der Stelle weichen, bis er über vier Dinge befragt wird: über sein Leben, wo er es verbracht hat; über seinen Körper, wie er ihn benutzt hat; über sein Wissen, was er damit gemacht hat und über seinen Besitz, wie er ihn verdient und wo er ihn ausgegeben hat.” (At-Tirmidhī, Qiyāma, 1)
Die mit Ibādāt (gottesdienstlichen Handlungen) verbrachte Zeit, ist eine erfüllte und sinnvoll genutzte Zeit. Freie Zeiten, besonders die langen Winternächte, bieten die besten Gelegenheiten, die Zeit besser zu nutzen. Deshalb sagte unser großer Prophet (s.a.w.): „Der Winter ist der Frühling des Gläubigen. Seine Nächte sind lang, so kann er sie (mit Gebeten) begehen. Seine Tage sind kurz, so kann er in ihnen fasten.” (Al-Bayhaqī, Sunan, 8456) Mit diesen Worten erklärt er, wie die Tage und die Nächte des Winters zu begehen sind.
Das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn es um die Begehung der Winternächte geht, ist zweifellos das Tahaddschud-Gebet. Im heiligen Koran wird unserem Propheten (s.a.w.) befohlen: „Und in einem Teil der Nacht verrichte damit (mit dem Koran) das Tahaddschud-Gebet als ein freiwilliges Gebet für dich. Möge dein Herr dir damit eine lobenswerte Stellung (maqām mahmūd) verleihen.” (Sure al-Isra, 17:79)
Die Nāfila-Gebete, die nach dem Ischā-Gebet vor dem Schlafengehen oder nach einer gewissen Schlafzeit verrichtet werden, heißen salāt al-layl, also Nachtgebete. Wenn man nach einer gewissen Zeit aus dem Schlaf erwacht und es verrichtet, wird es Tahaddschud genannt. Seine Belohnung ist enorm. Rasūllullāh (s.a.w.) pflegte stets das Tahaddschud-Gebet zu verrichten. Dieses Nachtgebet kann zwei bis acht Rakats verrichtet werden, wobei alle zwei Rakats der Gebetsgruß gesprochen wird. Als Mittelwert werden sechs Rakats empfohlen.
In einem Hadith Scharīf heißt es: „Wer auch immer in der Nacht aufwacht, seine Frau weckt und beide zwei Rakats Gebet verrichten, der wird mit ihr unter den Männern und Frauen verzeichnet werden, die Allah Ta’ālās viel gedenken.”(Abū Dāwūd, Witr, 13)
Zusätzlich zum Tahaddschud-Gebet sollte man sich bemühen, die Nächte mit Ibādāt wie dem Tasbīh-Gebet, dem Gedenken Allahs, dem Lesen des Korans und den Bittgebeten zu verbringen. Die beste Zeit für diese Ibādāt ist der letzte Zeitabschnitt vor der Morgendämmerung, waqt as-sahar. Denn Allah Ta’ālā lobt die Gläubigen mit den Worten: „Sie pflegten in der Nacht nur ein wenig zu schlafen und vor der Morgendämmerung baten sie um Vergebung.“ (Sure 51:17-18)
In einem Hadith Scharīf, der von Dschābir (r.a.) überliefert wurde, sagt der Gesandte Allahs (s.a.w.): „Wahrlich, in der Nacht gibt es eine Stunde. Wenn ein Muslim sie trifft und von Allah Gutes von den Dingen des Diesseits und des Jenseits erbittet, so wird Allah es ihm geben. Und so ist es jede Nacht.“ (Muslim, Musāfirīn 166)
Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Stunde in der Zeit kurz vor der Morgendämmerung liegt, also in der Sahar-Zeit. Die Gelehrten erklärten, dass die Sahar-Zeit das letzte Sechstel der Nacht (vor der Morgendämmerung) ist. (Rūh al-bayān, az-Zāriyāt, 51:18)
Liebe Muslime! Man sollte nicht vergessen, dass das gemeinsame Verrichten des Abend- und Nachtgebetes zu Beginn der Nacht sowie das Verrichten des Morgengebetes zum Ende der Nacht ebenfalls zu einer sinnvollen Begehung der Nächte gehört. Eines Tages, nachdem Hazrat Umar (r.a.) das Morgengebet geleitet hatte, sah er nach einer Sondierung einen Mann nicht und fragte die Anwesenden nach ihm. Sie sagten: „Dieser Mann begeht die Nächte (mit Ibādāt). Es kann sein, dass er um diese Zeit vom Schlaf übermannt wurde.“ Daraufhin sagte Hazrat Umar (r.a.): „Hätte er doch nur die ganze Nacht geschlafen und das Morgengebet in der Gemeinschaft verrichtet. Das wäre viel besser für ihn gewesen.“ (Imam Rabbānī, Maktūbāt, Bd. 1, Brief 114)