Die Bedeutung des rituellen Gebets (Salā/Namaz)

20. September 2024

Verehrte Muslime!

In unserer heutigen Hutbe geht es um die Bedeutung des rituellen Gebets, das auf Arabisch salā und auf Türkisch namaz genannt wird.

Der Sinn der Schöpfung ist es, Allah zu dienen. Dabei stehen die obligatorischen gottesdienstlichen Handlungen an erster Stelle. Der Höhepunkt dieser Fard-Verpflichtungen ist der Salā, das rituelle Gebet.

Während der Hadsch einmal im Leben und die Zakat einmal im Jahr nur für wohlhabende Muslime verpflichtend sind, ist das rituelle Gebet fünfmal am Tag für jeden Muslim verpflichtend, unabhängig davon, ob er reich oder arm ist. Dies zeigt den hohen Stellenwert des rituellen Gebets.

Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die die Bedeutung des rituellen Gebets verdeutlichen. Zum Beispiel: Für einen Muslim, der aus berechtigten Gründen nicht zur Hadsch fahren kann, ist es erlaubt, einen Stellvertreter zu schicken. Und für diejenigen, die aus Altersgründen nicht fasten können, ist es erlaubt, Fidya, also eine Ersatzleistung für die nicht gefasteten Tage zu zahlen. Für das rituelle Gebet sind jedoch weder Stellvertretung noch Ersatzleistung möglich.

Unser Prophet (s.a.w.) hat die Stellung des rituellen Gebets innerhalb der Religion sehr prägnant wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Das rituelle Gebet ist die Säule der Religion. Wer es ordnungsgemäß verrichtet, hält die Religion aufrecht. Wer es zerstört (indem er es nicht verrichtet), der zerstört die Religion.”( Vgl. Bayhaqi, Schu’ab ul-Iman, Hadisnr. 2550)

 

Liebe Muslime!

Das Gebet, das aufrichtig und unter Einhaltung seiner Bedingungen und Regeln  verrichtet wird, hält den Menschen von Schlechtigkeiten fern. Dies wird in dem Ayet, den ich zu Beginn meiner Hutbe vorgelesen habe, folgendermaßen erklärt: „Verlies, was dir vom Buch offenbart wurde und verrichte ordnungsgemäß das rituelle Gebet. Wahrlich, das rituelle Gebet hält vom Schändlichen und Verwerflichen ab. Und das Gedenken Allahs ist wahrlich das Höchste. Und Allah weiß, was ihr tut.” (al-Ankabut, 29:45)

Wer fünfmal am Tag bewusst betet, stärkt seine Bindung zu Allah Ta’ālā, erweist Ihm Ehrerbietung und legt Ihm Rechenschaft ab.

Das rituelle Gebet ist gleich nach dem Iman die vornehmste Ibādā. Denn es ist die Zusammenfassung aller gottesdienstlichen Handlungen. Es umfasst die materiellen Ibādāt wie die Zakat, da Ausgaben für Kleidung zur Bedeckung des Schambereichs getätigt werden. Es schließt den Hadsch ein, da die Hinwendung zur Ka’ba beim rituellen Gebet Pflicht ist. Es gleicht dem I’tikāf, da man während des rituellen Gebets an einer Stelle verharrt. Die Bedingung Niyya, die Absicht, erfordert Ichlas, also Aufrichtigkeit. Es gleicht dem Fasten, denn mit dem Iftitāh-Takbir ist dem Betenden ab diesem Zeitpunkt  alles Erlaubte verboten. Es umfasst die körperlichen Ibādāt wie Qiyām, Qirā’a, Rukū und Sadschda, da dabei die Gliedmaßen beansprucht werden. Schließlich gibt es die Belohnung des Dschihad, wenn man sich bemüht, die teuflischen und egoistischen Einflüsterungen und Gedanken, die einem während des Gebets in den Sinn kommen, abzuwehren.

 

Geschätzte Muslime!

Das rituelle Gebet ist das beste Mittel, um unsere Herzen zu reinigen, die im Sumpf der Sünden, in den wir jeden Tag bewusst oder unbewusst eintauchen, verunreinigt sind.

Unser Prophet (s.a.w) erklärt diese Tatsache im folgenden Hadith Scharīf: „Stellt euch vor, einer von euch hätte vor seiner Haustür einen Fluss, in dem er sich fünfmal am Tag wäscht, würde dann noch etwas von seinem Schmutz übrig bleiben?” Die Gefährten sagten: „Nein, von seinem Schmutz würde nichts übrig bleiben.” Der Prophet sagte: „Genauso ist es mit dem fünfmaligen Gebet am Tag. Allah Ta’ālā tilgt durch sie die Verfehlungen.” (Muslim, Masādschid, 1071)

Nicht vergesssen! Verantwortung steht im engem Verhältnis zur Größe der Segnungen. Ebenso groß ist die Schuld, wenn man diese großen Ibādāt vernachlässigt. Daher sagte unser Prophet (s.a.w.) in einem Hadith Scharīf:

„Die erste (Angelegenheit), über die der Diener am Tage der Auferstehung zur Rechenschaft gezogen wird, ist das rituelle Gebet. Wenn es in Ordnung ist, wird auch der Rest seiner Taten in Ordnung sein. Wenn es schlecht ist, wird auch der Rest seiner Taten schlecht sein.” (As-Suyūtī, al-Dschāmi as-saghīr, 2818)

Das ist eine Tatsache. Lohnt es sich also überhaupt, unser jenseitiges Leben ins Verderben zu stürzen, indem wir das rituelle Gebet unserer Unachtsamkeit opfern?