Der Scheytan und die Nefs

20. Dezember 2024

Verehrte Muslime!

In unserer Hutbe geht es um die beiden großen Feinde des Menschen, den Schaytan und die Nafs, also um den Satan und die Triebseele.

Nafs und Schaytan sind zwei geistige Feinde, deren Gefährlichkeit man kennen und vor denen man sich hüten muss. Der gefährlichste unter ihnen ist die nafs al-ammāra, also die Triebseele, die nach Ansicht der Freunde Allahs so stark ist wie 72 Teufel. (Ziya Sunguroğlu’nun Notları, S. 58)

Die größte Weisheit in der Erschaffung dieser Feinde liegt darin, dass der Mensch durch sie geprüft wird. Wer diese Prüfung besteht, verdient die Dschanna (das Paradies) und wer versagt, verdient den Dschahannam (die Hölle) als Lohn, also als Verdienst für die eigenen Taten. Beide Feinde sind zugleich Feinde Allahs.

Im edlen Koran wird die Feindschaft des Teufels wie folgt erklärt: „Habe ich euch nicht geboten, o Kinder Ādams, nicht dem Satan zu dienen - wahrlich, er ist euch ein offenkundiger Feind-, und Mir zu dienen? - das ist ein gerader Weg!" (Sure Yasin, 36: 60-61)

In einem Hadith al-Qudsī sagt Allah Ta‘ālā: „Sei ein Feind deiner Triebseele! Denn sie hat sich in Feindschaft gegen Mich aufgelehnt." (Imam Rabbani, Mektubat, Bd.1, Sendschreiben 52)

Die Größe des Heldentums ist proportional zur Größe des Feindes, gegen den man kämpft. Wer diese beiden geistigen Feinde erkennt und gegen sie kämpft, wird je nach Anstrengung und Erfolg spirituelle Grade erlangen.

Wer jedoch den Feind als Freund betrachtet und sich mit ihm verbündet, oder sich dessen nicht bewusst ist, dass er ihm in die Falle getappt ist, wird ins Jenseits eingehen und sein geistiges Kapital aufgebraucht haben.

Unser Iman und unser ewiges Leben sind wertvoller als unser Besitz und unser irdisches Leben. Daher sollten wir gegen unsere geistigen Feinde ebenso Maßnahmen ergreifen wie gegen die Feinde, die es auf unsere materiellen Güter abgesehen haben. Hüten wir uns davor, aus Unwissenheit und Unachtsamkeit unsere Feinde als Freunde zu betrachten. Lasst uns daher die Dinge mit den Augen der geliebten Diener Allahs betrachten.

Yusuf (alayhissalām) beschreibt seine Nafs, wie folgt: „Ich spreche meine Triebseele nicht frei (von Unschuld). Wahrlich, die Triebseele befiehlt immer das Böse, es sei denn, mein Herr erbarmt sich ihrer. Wahrlich, mein Herr ist Allvergebend und Barmherzig." (Sure Yusuf, 12:53)

Unser Prophet (s.a.w.) sagte in diesem Zusammenhang: „Dein größter Feind ist deine Nafs (dein Ego), deren Zentrum sich zwischen deinen beiden Augenbrauen befindet." (Feyzü’l-Kadir, Bd. 2, S. 31)

Die Triebseele hat eine Reihe von Stadien, von denen das widerspenstigste an-nafs al-ammāra genannt wird. In diesem Stadium beansprucht die Nafs Göttlichkeit. Diejenige, die sich dem Befehl Allahs unterwirft, wir an-nafs al-mutma’inna (die zufriedene Triebseele) genannt. Solange dieses Stadium nicht erreicht ist, gibt es keine Errettung aus den Fängen der Nafs. Imam Rabbānī (quddise sirruh.) erklärt es folgendermaßen: „Der Zweck der Entsendung von Propheten und die Weisheit in den religiösen Pflichten besteht darin, die nafs al-ammāra unfähig zu machen und sie zu vernichten. Die Religionen sind dazu da, die Begierden des Egos zu beseitigen." (Imam Rabbani, Mektubat, Bd .1, Brief 52)

Die Nafs kann nur gezähmt werden, indem man sie ihrer Begierden beraubt. Die Wünsche der Nafs zu erfüllen bedeutet, ihr zu helfen. Und ihr zu helfen bedeutet, dem Feind Allahs zu helfen, was sicherlich bestraft werden wird.

Das ewige Heil hängt davon ab, die Triebseele zu erkennen und sich von ihren Tricks und Fallen zu befreien. Die Triebseele nährt sich von Sünden und von allem, was harām ist. Die reine Seele hingegen, rūh al-malakī, gewinnt durch Ibādāt an Kraft. Um sich vor der Triebseele schützen zu können, muss man sie aushungern lassen, indem man ihren Begierden nicht nachgibt und die reine Seele durch mehr Ibādāt stärkt.

Vergesst nicht! In diesen Tagen, in denen die Gelegenheiten zur Stärkung der Triebseele ihren Höhepunkt erreichen, sollten wir noch wachsamer und vorsichtiger sein und uns von Einstellungen und Verhaltensweisen fernhalten, die dem Islam widersprechen.

Wer glaubt, die Triebseele befriedigen zu können, indem er alle ihre Wünsche erfüllt, ist wie jemand, der seinen Durst mit salzigem Wasser zu stillen versucht.