Der Hadsch
23. April 2025
Verehrte Muslime!
Unsere Hutbe beschäftigt sich mit der Bedeutung des Hadsch.
Eine der größten Formen der Anbetung, die wir vollziehen, um das Wohlgefallen Allahs zu erlangen, ist der Hadsch, die Pilgerfahrt. Der Hadsch ist sowohl eine körperliche als auch eine finanzielle Ibādā. Allah Taʿālā sagt im heiligen Koran: „Und den Menschen ist Allah gegenüber auferlegt, zum Haus (Allahs) zu pilgern, wenn sie (finanziell und gesundheitlich) dazu in der Lage sind. Wer aber (diese Pflicht) leugnet, so ist gewiß Allah auf die Weltenbewohner nicht angewiesen.” (Āl Imrān, 3:97)
Allah ist nicht darauf angewiesen, von den Menschen angebetet zu werden, denn Seine Schatzkammer ist voll der Anbetung. Die Folge der Anbetung ist die rückwirkende Nutzen für die Menschen selbst. Mit dieser Āyat wurde der Hadsch zu einem der fünf grundlegenden gottesdienstlichen Pflichten erklärt. Es ist eine wichtige und verantwortungsvolle Pflicht für den Gläubigen, der die Voraussetzungen wie materielle und körperliche Kraft erfüllt.
Liebe Muslime! Unser Prophet (s.a.w.) sagte in einem gesegneten Hadith: „Wer den Hadsch für Allah vollzieht und weder schlechtredet noch sündigt, der kehrt (ohne Sünde nach Hause) zurück wie an dem Tag, an dem er von seiner Mutter geboren wurde.” (al-Buchārī, Hadsch, 4)
Der Hadsch ist nicht nur eine Reise, er ist vielmehr eine spirituelle Reinigung, ein Ausdruck der Hingabe an unseren Herrn und eine Neugeburt. Es geht darum, das Gefühl der Gleichheit im Nichtsein und Nichtigkeit zu erfahren, unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Rang, Stellung und Geschlecht.
Der Hadschī, der Pilger, entledigt sich der weltlichen Gaben, indem er sein Ihrām-Gewand anlegt und sich nur Allah zuwendet. Er erlebt quasi das Jüngste Gericht in Mina, Arafat und Muzdalifa. Mit jedem Schritt spürt er die Reue des Ādam (a.s.) und die Hingabe von Ibrāhīm (a.s.), Ismāīl (a.s.) und Hazrat Hādschar.
Der Hadsch ist ein Ritual, das die Muslime eines Glaubens, aber verschiedener Sprachen, Hautfarben, Herkunftsländer, Völker und Stämme im Geiste der Brüderlichkeit miteinander zusammenführt und verbindet. Das Wunder des Āyats „Die Gläubigen sind doch Brüder.“ (al-Hudschurāt, 49:10) wird beim Hadsch besonders deutlich.
Die Sünden werden wie Tränen aus den Augen vergossen, als Ergebnis von emotionalem und innigem Flehen, aufrichtiger und genussvoller Anbetung und entschiedener Reue. Die Seelen, die sich von der Sündenlast befreien, öffnen erleichtert und erfüllt von geistiger Freude ihre Flügel, um in die höheren Welten aufzubrechen.
Denn die heiligen Stätten sind Orte, an denen die Gebete erhört und die Belohnungen der Anbetung vervielfacht werden.
Unser Prophet (s.a.w.) sagte: „Ein rituelles Gebet, das in meiner hiesigen Moschee ist besser als tausend Gebete in anderen Moscheen, mit Ausnahme der Masdschid al-Harām (der heiligen Moschee). Das Gebet in der heiligen Moschee (Kaaba) ist besser als hundert Gebete in meiner hiesigen Moschee.” (Al-Asqalānī, Bulūgh al-marām, Hadsch, 643)
Muslime, die das Zeitalter der Glückseligkeit nicht erlebt haben und trauern, weil sie den Propheten (s.a.w.) nicht gesehen haben, können ihre Sehnsucht stillen und Trost finden, indem sie das gesegnete Grab unseres Propheten besuchen. Denn der Sultan der Welten sagte: „Wer auch immer nach meinem Tode den Hadsch vollzieht und mein Grab besucht, ist wie derjenige, der mich zu Lebzeiten besucht hat.” (at-Tabarānī, Mughdscham al-kabīr, 13497)
Die Muslime, die der Ahl as-Sunna folgen, wissen, dass unser Meister (s.a.w.) zwar materiell nicht mehr lebt, aber geistig lebendig ist. Er empfängt und erwidert die Grüße seiner Umma, die ihn besucht, direkt und persönlich ohne einen Vermittler.
In der folgenden edlen Āyat heißt es: „Und denke nicht, dass diejenigen, die auf dem Weg Allahs getötet wurden, tot sind. Nein, sie sind lebendig bei ihrem Herrn und werden versorgt.” (Āl Imrān, 3:169)