Arefe- und Festtage

23. Juni 2023

5. Zulhiddscha 1444

Verehrte Muslime!

Am kommenden Dienstag, dem 27. Juni, ist Arafe-Tag, der Vorabend vom Opferfest (Idul-Adha). Daher handelt unsere Hutbe vom Arefe-Tag.

Allah Te’ala schwört in der (89.) Sure al-Fadschr wie folgt: „Bei der Morgendämmerung und bei zehn Nächten.” Diese zehn geheimnisvollen Nächte, auf die unser Herr schwört, befinden sich nach der Meinung der Korankommentatoren in drei verschiedenen Zeitabschnitten. Es handelt sich dabei um die zehn letzten Nächte des Ramadan Scherif, die ersten zehn Nächte des Muharram und die zehn ersten Nächte des Monats Zulhiddscha.

Heute abend befinden wir uns am 6. Tag der zehn Nächte des Zulhiddscha. Sicherlich ist auch jeder Tag dieser gesegneten Nächte  wertvoll bei Allah. Der Arefe-Tag ist der Tag, an dem die muslimischen Pilger auf dem Berg Arafat die Waqfa (Aufenthalt) vollziehen, zu Allah beten, für alle Muslime Bittgebete sprechen und von ihren Sünden geläutert werden, als wären sie von ihren Müttern neugeboren. Unser Prophet (s.a.w.) selbst sagte in einem Hadis Scherif: „Der Arefe-Tag, der Opfertag und die Tage in Mina sind für uns, den Angehörigen des Islams, Festtage.” (Abu Dawud, Sunan, 2419)

Der Ayet, der die Vervollkommnung der islamischen Religion manifestiert, wurde an einem Arefe-Tag offenbart. Darin heißt es: „Heute habe Ich für euch eure Religion vervollkommnet,  meine Gnade an euch vervollständigt und den Islam für euch als Religion auserwählt (und gutgeheißen).” (Sure al-Maida, 5:3)

Duas an Arefe-Tagen gehören zu den besten Bittgebeten. Rasulullah (s.a.w.) sagte: „Die beste Dua ist das Bittgebet, das am Arefe-Tag gesprochen wird.” (Tirmizi, Da‘awat, 122)

Aus diesem Grund wird Muslimen, die nicht pilgern können, empfohlen, am Arefe-Tag zwischen dem Mittags- und dem Nachmittagsgebet zwei Rekats zum Wohlgefallen Allahs zu verrichten und sich dabei wie auf dem Arafat zu fühlen. In jeder Gebetseinheit wird eine Fatiha, dreimal „Qul ya ayyuhal kafirun” und zehnmal die (112.) Sure al-Ichlas rezitiert. Die Absicht dazu sollte wie folgt formuliert werden: „O Herr, heute in diesen Stunden befinden sich Millionen von Muslimen auf dem Berg Arafat und suchen Zuflucht bei Dir mit den Worten „labbayka, (Hier bin ich! Zu Deinen Diensten!)”. Dein dieser armseliger Diener kann jedoch nicht dort zugegen sein. Lass die Seele dieses Dieners mit ihnen sein und füge meine Bittgebete ihren Gebeten hinzu. Und lass mich Deinen Dienern anschließen, denen Du dort die allumfassende Vergebung geschenkt hast!” (Dua ve İbadetler, Fazilet Neşriyat)

Der Arefe-Tag ist der Tag, an dem Allah Te’ala seine sündigen Diener aus dem Dschehennem befreit. In einem Hadis Scherif, überliefert in Sahih Muslim, heißt es: „Es gibt keinen anderen Tag, an dem Allah Te’ala noch mehr von Seinen Dienern befreit als den Arefe-Tag.” (Al-mustadrak ala sahihayn, Manasik, 97/1705) In einem anderen Hadis Scherif lautet es: „Wahrlich, Allah Te’ala prahlt vor den Bewohnern des Himmels mit den Hadschis (den Pilgern) auf dem Arafat.” (Al-mustadrak ala sahihayn, Manasik, 100/1708)

Die größte Säule des Hadsch die Waqfa, also der Aufenthalt auf dem Arafat, wird am Arefe-Tag durchgeführt. Auch die sogenannten Takbir at-taschriq, die während des Opferfestes nach jedem rituellen Farz-Gebet wadschib, also verpflichtend sind, beginnen schon mit dem Morgengebet des Arefe-Tags und dauern an bis einschließlich zum Nachmittagsgebet des vierten Festtags. Dieser Takbir lautet: „Allahu akbar. Allahu akbar. La ilaha illallahu wallahu akbar. Allahu akbar. Wa lillahil-hamd.” Insgesamt sind das zusammengenommen 23 Gebetszeiten.

Liebe Muslime!

Die Nacht vom Arefe-Tag zum Festtag gehört zu den gesegneten Nächten. In einem Hadis Scherif wird ihre Bedeutung folgendermaßen betont: „Wer die beiden Nächte der beiden Feste, (also  die Nacht vom Arefe-Tag auf den Festtag) in der Hoffnung auf Allahs Belohnung mit Ibadat begeht, dessen Herz wird an dem Tag nicht sterben, an dem die Herzen sterben werden.” (Ibn Madsche, Siyam, 68)

Verehrte Muslime!

Wir sollten am ersten Tag des Opferfestes früh aufstehen, die Ghusl-Waschung vornehmen, saubere und schöne Kleidung anziehen und mit unseren Kindern zum Festgebet gehen. Nach Möglichkeit sollten wir das Morgengebet gemeinschaftlich in der Moschee verrichten. Danach sollten wir die Ältesten und die Verwandten besuchen. Falls sie weit weg wohnen, sollten wir sie telefonisch fröhlich stimmen. Zerstrittene sollten sich versöhnen und der Geist der Brüderlichkeit sollte wiederbelebt werden.

Liebe Muslime!

Denken wir an unsere Opferverflichtung und geben unsere Vertretungsvollmachten zum Opfern schnell wie möglich ab, damit die Kurbans rechtzeitig ihre Zielorte erreichen und die Bedürftigen die Freude des Festes rechtzeitig erleben können.